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Ohne Glanz und Glamour: die stille Verleihung der Golden Globes

Statuen in Form der Golden Globes.

Statuen in Form der Golden Globes.

Bei den Golden Globes war sich Hollywood stets einig: Eine bessere Party gibt es nicht. Der Champagner bei der Preisverleihung Anfang des Jahres perlte prächtig, das Dinner schmeckte köstlich. Es ging viel lockerer zu als bei den Oscars.

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Und was das Schönste war: Genau für jene heiß ersehnten Oscars ließ sich im trauten Rund auch noch beste Werbung machen. Die Globes waren das angenehme Vorgeplänkel zu noch größeren Triumphen wenige Wochen später.

Diese Zeiten sind vorbei, jedenfalls vorerst, und das liegt nicht nur an der Pandemie wie schon im Vorjahr. Mit den Globes wollen die meisten Stars nichts mehr zu tun haben. Sie boykottieren die „Hollywood Foreign Press Association“ (HFPA), jene Gruppe von Auslandsfilmjournalisten in Los Angeles, die seit 79 Jahren hinter dem Preis steht.

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Netflix und Amazon haben ihre Kontakte heruntergefahren. Dabei sind die Globes auch ein Fernsehpreis und damit wichtig für die Streamingdienste. Tom Cruise gab seine drei goldenen Weltkugeln zurück. Darin steckt eine gewisse Ironie, zeigt er sich als bekennender Scientologe sonst für Geheimbündlerei durchaus aufgeschlossen.

Kein Fernsehsender überträgt die Golden Globes

Es gibt nicht einmal mehr einen Fernsehsender, der bereit wäre, die Globe-Verleihung an diesem Sonntag, 9. Januar, zu übertragen. NBC, bislang zuverlässig zur Stelle, will dem Verband Zeit geben, sich grundlegend zu reformieren, wie er mit vergifteter Freundlichkeit verkündete. Inzwischen werden die Globes in Verbindung gebracht mit Rassismus und Bestechlichkeit.

US-Medien hatten ans Licht gebracht, dass lediglich rund 90 weiße Männer und Frauen hinter dem Club stehen. Die Mitglieder nahmen demnach gern Werbegeschenke an, ließen sich von Studios einladen und bekamen umgekehrt exklusiven Zugang zu Stars.

Für manche – gar nicht mehr publizierende – Mitglieder hatten die Globes den Anschein eines Selbstversorgervereins. Wer warum zum Club gehörte und welche Filme ausgewählt wurden, war schwer durchschaubar.

HFPA hat 21 neue Mitglieder

Inzwischen versucht die HFPA gegenzusteuern, der Vorstand wurde ausgetauscht. Die frisch gewählte Präsidentin Helen Hoehne erklärte bei der Nominierungskür im Dezember, dass ein Jahr der Veränderung hinter der Vereinigung liege. „Wir haben neue Regeln, eine neue Satzung und haben 21 neue Mitglieder eingeladen, die größte, diverseste Gruppe in der 79-jährigen Geschichte“, so die deutsche Journalistin. Sechs der Neuen sind Schwarze.

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Dass diese Neuerungen nicht weit genug gingen, war schon im Moment ihrer Verkündung klar. Neben Hoehne stand nicht wie gewohnt ein prominenter Hollywoodabgesandter, sondern der Rapper Snoop Dogg. Er klang bei der Nennung der Nominierten nicht unbedingt so, als hätte er schon viel von Kenneth Branagh („Belfast“) oder Jane Campion („Power of the Dog“) gehört, den aktuellen Favoriten.

Nach der Bekanntgabe zählten die Studios üblicherweise stolz ihre Nominierungen und schickten überschwängliche Mitteilungen in die Welt. Dieses Mal sei es in Hollywood demonstrativ ruhig geblieben, berichtete das Magazin „Variety“.

Zeremonie ohne Publikum und roten Teppich

Die Oscar-Academy müht sich schon eine ganze Weile, sich einen zeitgemäßen Anstrich zu geben, die Leistungen von Frauen endlich gebührend zu würdigen und Minderheiten Respekt zu zollen. Der Globes-Verband besinnt sich gerade erst auf Reformen. Manche hätten ihm gern eine Auszeit verordnet.

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Die Verantwortlichen haben für Sonntag eine „bescheidene“ Zeremonie ohne Publikum und ohne den üblichen Empfang am roten Teppich angekündigt. Nur ausgewählte Gäste sollen im Beverly Hilton Hotel zugelassen werden.

Stars dürften sich einen Globe-Auftritt lieber ersparen. Wer beim Rennen um die Oscars Ende März nicht ins Stolpern geraten will, spielt besser nicht mit Hollywoods Schmuddelkindern.

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