Ramponiert, zerlegt, geplündert: Sind die Juwelen nur noch Schrott?

Der Diamant-Bruststern des Ordens des Weißen Adlers wurde geraubt und wiedergefunden

Der Diamant-Bruststern des Ordens des Weißen Adlers wurde geraubt und wiedergefunden

Foto: Juergen Karpinski/SKD
Von: Thomas Fischer

Dresden – Die anfängliche Euphorie über die Rückgabe der Remmo-Beute hat sich schnell gelegt – was hat der Clan nur mit Sachsens Staatsschatz aus dem Grünen Gewölbe angestellt?

BILD weiß: Die zurückgegebene Beute ist ramponiert – zerlegt und geplündert. Nur wenige Schmuckstücke scheinen vollständig, manche Stücke fehlen ganz.

Mohamed R. und fünf weitere Clan-Mitglieder stehen vor Gericht

Mohamed R. und fünf weitere Clan-Mitglieder stehen vor Gericht

Foto: Picxell

Ein Insider spricht von Wasserschäden, die Restaurierung sei nur unter großem Aufwand möglich.

Doch was bedeutet das für den Diamanten-Deal zwischen Remmos und Justiz – Strafrabatt gegen Juwelen (wieder da) und Geständnisse (fehlen noch)?

Fakt ist: Der Deal ist nicht fix, könnte ganz platzen. Ein Echtheitsgutachten fehlt noch und auch der Zustand der Beute ist entscheidend.

Fotos der ramponierten Juwelen will das Gericht nicht herausgeben – damit es von außen keinen Einfluss auf die Entscheidung der Richter gibt.

Die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste und die Epaulette mit dem Sächsischen Weißen fehlen

Die Große Brustschleife der Königin Amalie Auguste und die Epaulette mit dem Sächsischen Weißen fehlen

Foto: https://www.skd.museum/, Grünes Gewölbe, Staatliche Kunstsammlungen Dresden; Foto: Jürgen Karpinski

Der Millionen-Coup in der Schatzkammer

Zwei Männer waren am frühen Morgen des 25. November 2019 in das Gebäude in der Dresdner Altstadt eingedrungen, hatten mit einer Axt Löcher in eine Vitrine geschlagen und darin befestigte Schmuckstücke aus dem 17. und 18. Jahrhundert herausgerissen.

In der zerstörten Vitrine lagerten die Diamantrosengarnitur, die Brillantgarnitur sowie der Diamantschmuck und die Perlen der Königinnen (rund 100 Einzelstücke).

Die Ermittler sind überzeugt, dass der Coup auf das Konto des bekannten Berliner Remmo-Clans geht, der auch für Straftaten wie den Goldmünzen-Diebstahl aus dem Bode-Museum 2017 verantwortlich gemacht wird.

Sie sollen zuvor einen Stromkasten in Schlossnähe sowie eines ihrer Fluchtautos in der Tiefgarage eines Wohnhauses in Brand gesetzt haben.

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Quelle: BILD

Zudem war das Gitter des Einstiegsfensters in das Museum im Erdgeschoss Tage vorher durchtrennt und dann provisorisch zusammenklebt worden – das blieb unbemerkt, weil dieser Bereich zwischen Mauer und Fenster in einem toten Winkel liegt.

Mehr als drei Jahre nach dem spektakulären Raub im Grünen Gewölbe dann die spektakuläre Wende: Ermittler konnten zumindest einen Teil der gestohlenen Juwelen in Berlin sicherstellen.

„Nach einer ersten Sichtung handelt es sich um 31 Einzelteile, darunter auch mehrere vollständig erscheinende Stücke wie der Hutschmuck (Reiherstutz) und der Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der Brillantgarnitur“, teilten LKA Sachsen, Soko Epaulette und Staatsanwaltschaft mit.

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Die gesicherten Stücke wurden bereits in Begleitung von Spezialkräften der Polizei nach Dresden gebracht. In der sächsischen Landeshauptstadt werden sie jetzt kriminaltechnisch untersucht. Anschließend sollen Fachleute der Staatlichen Kunstsammlungen (SKD) sie auf Echtheit und Vollständigkeit prüfen.

Alle geraubten Schmuckstücke konnten die Ermittler jedoch nicht in Berlin sicherstellen. Es fehlen unter anderem die bei dem Diebstahl beschädigte Epaulette mit dem „Sächsischen Weißen“ und die „Große Brustschleife“ der Königin Amalie Auguste.

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Quelle: BILD, AFP
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