Totschlagsprozess gegen vier Schläger: Rapper von Münchner „Mike Tyson“ halbtot geprügelt
München – „Erst kämpften die Ärzte um mein Leben. Dann darum, dass ich nicht im Rollstuhl sitzen muss. Und dann um mein Augenlicht!" Das sagt Valon B. (27) über die Folgen jenen Abends im Juni 2020, als er von vier Schlägern halbtot geprügelt wurde.
Darunter auch Ali D. (23), der in der Münchner Szene Ali „Tyson", in Anlehnung an Box-Legende Mike Tyson, genannt wird. Der Berater steht zusammen mit drei weiteren Komplizen (21, 24 und 25) seit vergangener Woche vor dem Landgericht München I. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen versuchten Totschlag und gefährliche Körperverletzung vor.
„Ich bin ein sehr freundlicher Typ, wenn ich etwas getrunken habe, und knüpfe gerne Kontakte", sagt der Geschädigte Valon B., der am Dienstag im Zeugenstand aussagte. An jenem Abend war er in der Fürstenrieder Straße auf einer Party, sprach die Gruppe um Ali „Tyson" D. an. „Aber es hagelte gleich Beleidigungen übelster Art", sagt Valon B., der in München als Rapper „Grande" bekannt ist. „Ich kannte die vier nicht. Aber vielleicht haben sie mich erkannt und mochten meine Musik nicht", so Valon B. Es kam zum Streit. „Und als ich einen Mann mit einem Hammer sah, haute ich ab."
„Ein oder zwei Schläge mehr gegen meinen Kopf, und ich hätte nicht überlebt, sagten die Ärzte."
Laut Anklage holten ihn die vier Beschuldigten ein, hielten ihn fest, schlugen wuchtig auf ihn ein. Einer trat, als Valon B. schon am Boden lag, sogar gegen seinen Kopf. „Ich wachte auf der Intensivstation auf. Der Arzt sagte, ein oder zwei Schläge mehr, und ich hätte nicht überlebt." Gebrochenes Jochbein, offenes Schädelhirntrauma, angeknackste Rückenwirbel, Hämatom am Auge. Acht Wochen lang war der Rapper krankgeschrieben, konnte nicht mehr arbeiten. Bis heute erinnert ihn eine Narbe im Gesicht an die Vorkommnisse. „Ich habe es gut verkraftet, aber wenn sich jemand von hinten nähert, dann bekomme ich teilweise Panik."
Drei der vier Angeklagten haben ein Geständnis abgelegt. Darunter auch Ali D.! Seine Verteidiger Benedikt Stehle und Peter Pospisil zu BILD: „Unser Mandant hat nur einmal zugeschlagen. Dafür übernimmt er auch die Verantwortung. An den Schlägen und Tritten am Boden war er nicht beteiligt." Der Prozess wird fortgesetzt. Den Angeklagten drohen mehrere Jahre Haft.