Der Bierbecher-Skandal von Bochum: Hier wendet sich VfL-Trainer Reis an den Täter

Im BILD-Interview

Thomas Reis ist verständlicherweise extrem genervt vom Spielabbruch

Thomas Reis ist verständlicherweise extrem genervt vom Spielabbruch

Foto: Mario Hommes/DeFodi Images
Von: Max Backhaus

Einen Tag nach dem Bierbecher-Skandal beim Spiel Bochum gegen Gladbach meldet sich VfL-Cheftrainer Thomas Reis (48) bei BILD zu Wort. Weil er sich kurz vorm Spiel mit Corona infizierte, musste er den Abbruch vom Sofa aus verfolgen.

Das Interview

BILD: Herr Reis, zuerst zu Ihnen: Sie haben Corona, wie geht es Ihnen?

Reis: „Ich wurde Mittwochabend positiv getestet. Der Donnerstag war dann schlimm. Jetzt ist die Nase noch ein bisschen zu, aber ich bin auf dem Weg der Besserung.“

BILD: Haben Sie den Schock von gestern Abend schon verarbeiten können?

Reis: „Was soll ich dazu sagen? Das ist unbegreiflich. Da fallen mir keine Worte ein, wie ich solche Leute bezeichne. Vielleicht nutzen sie das Stadion, um ihre Aggressionen rauszulassen. Vielleicht war auch Alkohol im Spiel. Keine Ahnung, was in so einem Kopf vorgeht.”

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Quelle: Bild

BILD: Haben Sie das Spiel vorm Fernseher mit Ihrer Frau gesehen?

Reis: „Ja, wir saßen auf dem Sofa und waren einfach nur sprachlos. Während des Spiels war ich natürlich telefonisch ins Stadion geschaltet. Auch wenn ich nicht dabei war, möchte ich mich im Namen des Vereins beim Linienrichter entschuldigen und gute Besserung wünschen. Er war sicher nicht dafür verantwortlich, dass wir zurücklagen.”

BILD: Ist bei Ihnen die Fernbedienung geflogen?

Reis: „Ne, ich bin kein Werfer. Da würde ich nichts besser machen als diese Person. Aber ich bin natürlich ausgerastet, weil sportlich noch alles drin war. Zumal direkt vor dem Becherwurf Polter im Strafraum zu Boden ging. Vielleicht war das ein Elfmeter, da habe ich keine Wiederholung mehr gesehen.“

BILD: Möchten Sie dem Werfer etwas sagen?

Reis: „Ich hoffe, dass diese Person sich nie wieder VfL-Fan nennt, denn das ist für mich kein Fan. Die Aktion zeugt von wenig Verstand. Alle weiteren Sanktionen ergeben sich, wenn die Täterermittlung abgeschlossen ist.“

BILD: Fordern Sie, dass sich der Werfer jetzt stellt?

Reis: „Ich hätte mir gewünscht, dass die Person schon gestern zu ihrem Fehler gestanden hätte und sich freiwillig gestellt hätte. Vielleicht wäre das Spiel dann fortgesetzt worden. Ich hoffe sehr, dass die Auswertung der Bilder oder Zeugenaussagen zur Ermittlung des Täters führen. Außerdem hätte ich mir etwas mehr Zivilcourage der umstehenden Leute gewünscht.“

BILD: Welche Konsequenzen fürchten Sie nun?

Reis: „Zuallererst den Image-Schaden. Wie Zolli (Simon Zoller, d.Red.) es schon sagte: Du baust dir über Jahre hier etwas auf, findest wieder in Deutschland statt. Ganz Deutschland sagt diese Saison ‚Boah, hat Bochum geile Fans‘ und dann macht eine Person vieles kaputt.“

BILD: Würden Sie als Strafe ein Geister- oder Auswärtsspiel statt eines Heimspiels mit Fans akzeptieren?

Reis: „Wir können eh nichts machen außer mit jeder Strafe rechnen. Und dass wir sie akzeptieren werden, haben wir ja schon deutlich gemacht.“

BILD: Konnten Sie schon zur Mannschaft sprechen?

Reis: „Ich habe gestern in unserer WhatsApp-Gruppe meine Meinung geäußert. Die Tage telefoniere ich noch mit den Führungsspielern. Dann hoffen wir, dass wir – so blöd es klingt – gestärkt aus dem fatalen Abend hervorgehen.“

BILD: Was stand in Ihrer Nachricht?

Reis: „Dass ich den Einsatz des Teams sehr gut fand und es nichts für den Abbruch kann. Und dass die Mannschaft jetzt vier Tage frei hat und versuchen soll, runterzukommen.“

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