Nora Tschirner spricht über Depressionen: Ein guter Tag? Frische Luft und irgendein Tier streicheln

Über ihre Depression sagt Nora Tschirner: „Das Leben ist wie Fernsehen, man findet es aber nicht mehr besonders interessant – und man hat keine Fernbedienung. Für einen Tag ist das vielleicht okay, aber bei der Depression ist es im Dauerzustand. Dann ist es eine Katastrophe“

Über ihre Depression sagt Nora Tschirner: „Das Leben ist wie Fernsehen, man findet es aber nicht mehr besonders interessant – und man hat keine Fernbedienung. Für einen Tag ist das vielleicht okay, aber bei der Depression ist es im Dauerzustand. Dann ist es eine Katastrophe“

Foto: action press

Jahrelang hatte sie über ihre Depressionen geschwiegen, doch mittlerweile spricht sie immer wieder öffentlich über die Krankheit – auch, um anderen Betroffenen Mut zu machen.

Nora Tschirner (39) gehört mit ihrem Humor und ihren Auftritten in Erfolgs-Komödien wie „Keinohrhasen“ (2007) zu den beliebtesten und lustigsten Schauspielerinnen Deutschlands. 2020 machte sie in einem Podcast öffentlich, dass sie vor einiger Zeit unter schweren Depressionen litt und sich in Therapie begab.

Im Interview mit „TZ“ schildert sie jetzt, wie sie gelernt hat, auf ihre Bedürfnisse zu hören, um sich vor einer neuerlichen Erkrankung zu schützen – und dass sich im gesellschaftlichen Umgang mit Depressionen noch vieles ändern muss.

Nora Tschirner ermittelt seit 2013 an der Seite von Christian Ulmen im „Tatort“ aus Weimar

Nora Tschirner ermittelt seit 2013 an der Seite von Christian Ulmen im „Tatort“ aus Weimar

Foto: MDR/MadeFor/Steffen Junghans

Ein guter Tag besteht für Tschirner heute aus einer guten Balance verschiedener Zutaten: „Das kann ein schönes Gespräch sein oder auch ein cooler Austausch beim Einkaufen mit der Frau an der Käsetheke. Außerdem: ein gutes Zeitfenster an Gedanken über Dinge, die einem wichtig sind.“

Und weiter: „Ich persönlich würde für einen guten Tag immer noch eine Prise frische Luft und Bewegung hinzunehmen und irgendein Tier, das ich streicheln kann.“

Deutschland kennt sie vor allem lustig: Nora Tschirner mit Til Schweiger in der Kino-Komödie „Keinohrhasen“ (2007)

Deutschland kennt sie vor allem lustig: Nora Tschirner mit Til Schweiger in der Kino-Komödie „Keinohrhasen“ (2007)

Foto: picture alliance / Everett Collection

Ein wichtiger Schritt: Die Schauspielerin hat einen Weg gefunden, besser mit sich selbst umzugehen. „Ich achte auf mein Belastungslevel. Und darauf, dass mein Energietank immer wieder gefüllt wird“, erzählt Tschirner.

„Seit der Depression habe ich viel gelernt für mich, für meinen Energiehaushalt, für meine Achtsamkeit – es ist wie ein andauernder Workshop, der sich aber irgendwann nicht mehr anfühlt wie Nachsitzen, sondern wie ein interessantes, lustiges und sehr spannendes Studium, für das man brennt.“

In der TV-Serie „The Mopes“ spielt Nora Tschirner die Depression von Singer-Songwriter Mat (Roel Dirven)

In der TV-Serie „The Mopes“ spielt Nora Tschirner die Depression von Singer-Songwriter Mat (Roel Dirven)

Foto: Oliver Vaccaro/dpa

Aktuell verkörpert Tschirner sogar selbst die tückische Krankheit: In der sechsteiligen TV-Serie „The Mopes“ (dienstags 20.15 Uhr auf TNT Comedy) spielt sie „Monika“ und gibt der Depression ein Gesicht – natürlich mit einer guten Prise Humor.

In der jüngeren Vergangenheit machten Prominente wie Kurt Krömer (46) und Torsten Sträter (54) – beide ebenfalls Comedians – ihre Erkrankung öffentlich. In einer Folge der Sendung „Chez Krömer“ sprachen beide intensiv und berührend über das Thema. Auf Instagram wandte sich Tschirner daraufhin voller Mitgefühl an Krömer.

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In den vergangenen Jahren habe sich im öffentlichen Umgang mit Depressionen zwar einiges verändert, aber noch längst nicht genug, meint Tschirner.

Sie beklagt, dass es nach wie vor ein Stigma für Erkrankte gebe. „Mich haben zum Beispiel Psychiatrie-Ärzte angeschrieben, die selber mit schweren Depressionen zu tun haben, es im Kollegenkreis aber nicht erzählen können, weil das Stigma so groß ist.“

Die Schauspielerin plädiert für einen offeneren Umgang – nicht nur mit Depressionen, sondern mit Emotionen insgesamt. „Wir müssen lernen, Gefühle zuzulassen, mit ihnen umzugehen und sie zu artikulieren“, sagt der „Tatort“-Star.

Und weiter: „Wir sind ein Entwicklungsland, was Gefühle und den Umgang damit angeht.“

Depressiv? Hier bekommen Sie umgehend Hilfe

Wenn Sie selbst depressiv sind, Selbstmordgedanken haben, kontaktieren Sie bitte umgehend die Telefonseelsorge.

Unter der kostenlosen Hotline 0800-111 01 11 oder 0800-111 02 22 erhalten Sie Hilfe von Beratern, die Auswege aus schwierigen Situationen aufzeigen können.

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