„Täglich frisch geröstet“: Darum ist Stefan Raabs neue Show ein Reinfall
Beim Vorspann wähnt man sich dank der bekannten Stimme von Manfred Winkens zurück in alte „TV Total“-Zeiten. Beim Abspann aber merkt man allzu deutlich, dass diese Zeiten vorbei sind.
„Täglich frisch geröstet“, die neue Late-Night-Show von Stefan Raab (54), startet nicht etwa zur späten Nacht – sondern am Montag um 20.15 Uhr auf dem RTL-Streamingdienst „TVNow“. Das war nicht das einzige, was zum Late-Night-Comeback des Kult-Moderators hakte.
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Wir sahen die 41-minütige erste Ausgabe vorab – und können das Einschalten leider nicht empfehlen. Denn auch wenn das Konzept (wechselnde Gastgeber moderieren, wechselnde „Roaster“ kritisieren sie parallel dafür) witzig, zumindest hierzulande innovativ und nach viel Potential klingt – die erste Ausführung ist vor allem eins: stark ausbaufähig.
Das könnte auch am Erfinder liegen: Raab selbst bleibt weiterhin nur hinter der Kamera. Bereits im Vorspann heisst es dazu: „Stefan Raab sitzt wirklich in der Regie und frisst Chips – und hofft, dass Ralf Moeller deutlich mehr Text hat als bei Gladiator.“
Das ist bereits einer der besten Gags der Show – und gibt gleichzeitig die Tonalität vor. Denn der erste Gastgeber von „Täglich frisch geröstet“, das ab sofort vier Wochen lang immer montags und mittwochs läuft, glänzt ab und an mit einem Grad an Selbstironie, das man ihm kaum zugetraut hätte.
Bestes Beispiel: „Jedes Mal darf jemand anderes hier moderieren. Das heißt: Nach meinem nächsten Lifting darf ich wieder kommen.“
Das Problem: ALLE Show-Gags, die sich nicht auf Moeller selbst bezogen, sind alt oder langweilig. Schlimmstes Beispiel: „Die USA hat den Virus besiegt. Donald Trump ist abgewählt.“ Das taugt noch nicht mal zum Schenkelklopfer.
Auch Moellers Moderationsfähigkeiten halten sich erwartungsgemäß arg in Grenzen. Er versucht durch willkürliche Gesprächspausen so hilflos Bedeutung in seine Sätze zu simulieren, dass offenbar sogar sein Kontrahent Mitleid bekam.
Denn „heute Show“-Comedian Olaf Schubert (53) wird seiner Aufgabe – Moeller ordentlich aufs Korn zu nehmen – noch weniger gerecht als Moeller der des Late-Night-Hosts.
Er veralbert zwar ab und an mal Moeller an sich – aber kaum seine Moderation. Der Deutsch-Lehrer würde sagen: Thema verfehlt.
Auch die eingespielten Filmchen der Kategorien „Blind Date Konzert“ (eine spontan in einem Musikgeschäft zusammengecastete Band tritt mit Reggae-Sänger Gentleman auf) und „Burdeckipedia“ (Evelyn Burdecki erklärt auf Blödchen-Art „Sankt Martin“) wirken schon jetzt abgehalftert.
Am Ende soll Schubert dann mit Moeller nochmal in Punkten abrechnen. „Ich muss aufrunden, denn er ist mir körperlich überlegen“, versucht er hier noch eine hilflose Erklärung für seine Zurückhaltung in der Show zuvor. Immerhin hat er die wohl selbst bemerkt. Einsicht ist der erste Weg zur Besserung.
Allerdings: Schubert gibt Moeller 12 von 30 Punkten. Die haben weder die beiden Protagonisten noch die Show selbst mit ihrer ersten Ausgabe verdient.
Das schlimmste Zeugnis stellt sich Moeller aber eh selbst aus: „Ich würd mal sagen, das war die Mitte irgendwie.“
Und die will im Show-Business bekanntlich niemand sein.