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Tatort - Unklare Lage: Ist der Krimi an den OEZ-Anschlag angelehnt?

Im "Tatort: Unklare Lage" bekommen es die Kommissare Batic und Leitmayr mit einem Amokläufer zu tun. Doch einige Fragen bleiben offen.

Ausnahmezustand in München! Mitten am Tag fallen in einem Linienbus Schüsse. Ein Fahrkartenkontrolleur ist tödlich getroffen und dem Täter gelingt die Flucht. Wenig später stellt das SEK den 20-jährigen Münchener und erschießt ihn. Schnell erhärtet sich der Verdacht, dass er nicht allein war. Die Kommissare Ivo Batic (Miroslav Nemec, 65) und Franz Leitmayr (Udo Wachtveitl, 61) beginnen eine Hetzjagd, die Straßensperren, panische Menschen und eine undurchsichtige Informationslage mit sich bringt.

Was nach einem spannenden Drehbuch klingt, hat leider einen realen Kern: der Anschlag auf das Münchener Olympia-Einkaufszentrum im Jahr 2016. Wie groß sind die Parallelen zwischen dem "Tatort" und dem echten Ereignis und wie oft kommt ein Amoklauf in Deutschland vor? Die Antworten gibt es hier.

1. Welche Parallelen gibt es zum Anschlag auf das OEZ?

Im neuen "Tatort" fällt immer wieder das Wort "OEZ". In diesem Zusammenhang ist der Anschlag des 18-jährigen Schülers David Sonboly gemeint, der am 22. Juli 2016 am und im Olympia-Einkaufszentrum (OEZ) München neun Menschen erschoss. Tatsächlich gibt es zwischen "Unklare Lage" und dem realen Ereignis einige Parallelen. So verbreiten sich sowohl 2016 als auch im "Tatort" eine Vielzahl von Gerüchten über Schießereien in der gesamten Münchner Innenstadt. Es kam zu Fehlalarmen unter anderem am Stachus, Isartor und im Hofbräuhaus. Fliehende Menschen verletzten sich und verursachten Sachschäden. Über die sozialen Medien wurden Fotos und Clips veröffentlicht, die das Chaos in der Innenstadt dokumentierten.

Auch im "Tatort" zücken viele Passanten ihr Smartphone - filmen oder schießen Fotos von den Einsatzkräften. Eine weitere Parallele: In beiden Fällen wurden Straßenabschnitte von der Polizei abgesperrt und der Nahverkehr eingestellt. Beim OEZ-Attentat ging die Polizei ebenfalls längere Zeit von bis zu drei Tätern aus und sprach von einer "akuten Terrorlage". Erst in den späten Abendstunden gaben die Behörden Entwarnung, da es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um einen Einzeltäter handelte - womit sie richtig lagen. Im "Tatort" sollen hingegen Batic und Leitmayr mit ihrer Vermutung eines Mittäters recht behalten.

2. Wie oft kommt ein Amoklauf in Deutschland vor?

Als Amokläufer werden Menschen bezeichnet, die andere mit großer Brutalität töten wollen, wie die Bundeszentrale für politische Bildung angibt. Obwohl Amokläufer eigentlich ein seltenes Phänomen sind, gab es in Deutschland seit dem Jahr 2000 zehn Fälle an Schulen. So erschoss 2002 ein 19-jähriger ehemaliger Schüler 16 Menschen in Erfurt. 2009 tötete ein 17-Jähriger in Winnenden, Baden-Württemberg, neun Schüler und drei Lehrer. Beide Täter richteten die Waffe am Ende gegen sich selbst.

3. Was sagt der Autor zur Geschichte?

Der neue "Tatort" stammt aus der Feder von Holger Joos (48), der das Thema Amoklauf in München aufgreift. Dabei hatte er eine ganz bestimme Geschichte im Kopf: "'Unklare Lage' ist der Versuch die Abläufe eines solchen Tages unmittelbar und möglichst realistisch aus Sicht unserer Kommissare zu erleben. Wir begleiten sie auf ihrer nervenaufreibenden Polizeiarbeit, spüren ihren Stress einer sich ständig wechselnden Lage", erklärt Joos dem Bayrischen Rundfunk. Deshalb sei es ein "extremer 'Tatort'".

Das Besondere: "Unklare Lage" handle "nicht von der Aufarbeitung eines Verbrechens, es geht nicht um das 'Warum' der Tat, sondern erzählt von der schier unlösbaren Aufgabe in einer solchen Situation die richtigen Entscheidungen zu treffen, um eine drohende Gefahr abzuwenden", so Joos weiter. Genau das macht das Drehbuch so spannend und zieht den Zuschauer in seinen Bann.

4. Woher kennt man Stefan Scheuer?

Stefen Scheuer ist am Boden zerstört, als er die Meldungen hört: Sein Sohn hat einen Fahrkartenkontrolleur erschossen und soll obendrein eine Bombe gebaut haben. Die Figur wird von Schauspieler Martin Lindow (55) verkörpert, der "Tatort"-Liebhabern kein Unbekannter sein sollte. Lindow absolvierte seine Ausbildung an der Essener Folkwang Schule und steht seit Ende der 80er Jahre auf der Theaterbühne.

Daneben sahnte er einige TV- und Filmrollen ab. Große Erfolge feierte er in den 90ern als Provinzpolizist Sigi Möller in der Krimiserie "Polizeiruf 110". Für die Folge "1A Landei" erhielt er 1996 sogar den Adolf-Grimme-Preis. Danach folgten einige "Tatort"-Krimis - zuletzt war er 2019 als Pastor Johann Flemming in "Tatort: Borowski und das Haus am Meer" zu sehen.

SpotOnNews

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