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Ex-Bodygard der Rocker erinnert sich

Der Berliner, dem die Rolling Stones vertrauten

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Die Steine rollen wieder nach Berlin. Am 3.  August rocken die Rolling Stones die Waldbühne. Wie zuletzt 2014, 1998, 1982 – und 1965.

„Ich bin diesmal nicht dabei, 200 Euro pro Karte, das ist ja Wahnsinn“, sagt Jürgen Warres (78) aus Wittenau.

1965 war er in der Waldbühne dabei, aber ohne Eintritt, er war der persönliche Bodyguard der Stones bei diesem Wahnsinnskonzert.

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Jürgen Warres (links oben im Bild) auf der Bühne mit den Stones. Minuten später brach die Band das Konzert ab

„Man weiß ja, was da passiert ist“, erzählt Warres. Vor 57 Jahren lieferten sich 2000 Stones-Anhänger eine Schlacht mit 369 Polizisten. Ergebnis: 87 Verletzte, Dutzende Festnahmen und die Waldbühne ein Trümmerhaufen. 300.000 DM Sachschaden, für fünf Jahre unbespielbar.

„Ich stand als Ordner direkt hinter Mick Jagger, als vor der Bühne der Mob lostobte“, berichtet Warres, heute 78. „Die Stones hatten schon im Vorfeld ein bisschen Angst, Brian Jones trug einen Knüppel am Gürtel.“ Warres kannte sich in der Musikszene aus. Er kannte die Beatles noch aus Hamburg, alle möglichen Rock-’n’-Roll-Größen der Zeit. Aber das Waldbühnen-Konzert am 15.  September 1965 vergisst er nie.

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Mick Jagger in Karohosen auf der Bühne. Eintritt damals zehn Mark – dafür kriegt man heute gerade mal ein Bier beim Konzert

21.000 Fans wollten an diesem Mittwoch Mick, Keith, Brian, Bill und Charlie erleben. „Satisfaction“ war eben in den Charts. Die Zeitschrift „Bravo“ hatte die Briten nach Berlin geholt und nannte sie „die härteste Band aller Zeiten“. Motto des Abends: „Heißer geht’s nicht mehr!“

Im Vorprogramm spielten ab 20 Uhr mehrere Beatbands – The Rackets, Team Beats, die Rivets und Didi and his ABC-Boys. Bekannte Namen damals, aber alle wollten die Stones hören. Zehn Mark kosteten die Tickets, der Unmut wuchs, erste Eier flogen auf die Bühne.

Warres begleitete die Band zur Show. „Alles nette Jungs, wir waren ja in einem Alter, hatten einen guten Draht.“ Mit „Everybody Needs Somebody To Love“ legten sie los, danach „Pain In My Heart“ und „Around And Around“. Song für Song, Takt für Takt wurde es heißer an diesem Sommerabend.

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Die zerstörte Waldbühne war nach der Randale jahrelang nicht mehr bespielbar – 300 000 DM Sachschaden

Warres: „Schließlich wurde die Bühne gestürmt und die Stones machten Pause. Nach 20 Minuten kamen sie zurück, spielten noch was, aber dann war Schluss. Zu gefährlich!“

Acht Songs, keine Zugabe, dafür Randale. Rund 2000 Besucher zerlegten die Waldbühne, zerschlugen Bänke, rissen Geländer heraus. Auf dem Nachhauseweg demolierten sie noch 17 S-Bahn-Waggons.

Da saß Warres mit den Stones schon im Mercedes. „Wir fuhren zum ,Schlosshotel Gerhus‘, sie luden mich zum Essen ein und dann bin ich nach Hause.“

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Zwei Rockfans aus Berlin: Jürgen Warres (r.) und B.Z.-Reporter Oliver Ohmann. Warres begleitete die Stones bei ihrem Konzert 1965 in der Waldbühne. Er war Ordner und ihr persönlicher Bodyguard

Vor dem Chaos-Konzert gab es für Mick & Co. eine Molle bei Axel Springer

Die Stones landeten am Tag des Konzerts gegen 16  Uhr in Tegel. Dort stiegen sie in eine Limousine – und fuhren zum Verlagshaus von Axel Springer.

Seit Mai 1965 gehörte die „Bravo“ damals zum Verlag. Und das Jugendmagazin präsentierte das Konzert (wie übrigens ein Jahr später auch die Deutschland-Tour der Beatles).

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Die Rolling Stones am 15. September 1965 in der Redaktion im Berliner Hochhaus von Axel Springer

Die Stones besuchten das gerade fertiggestellte Hochhaus. Nach einem kurzen Rundgang besichtigten sie die Setzerei. In der BILD-Redaktion gab es Sandwiches, Schultheiss-Bier und Whiskey Cola.

Themen: Geschichte Rolling Stones Rolling Stones in der Waldbühne Waldbühne
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