ZDF-„Royal Wedding“-Moderator Norbert Lehmann weist Kritik...

Prinz Harry und seine Frau Meghan. Sie hat eine afroamerikanische Mutter und einen weißen Vater. Im Netz wird die Berichterstattung des ZDF zu diesem Aspekt kritisiert. Foto:dpa

Entschieden hat das ZDF den Vorwurf des Rassismus in der Berichterstattung über die britische Hochzeit zurückgewiesen. „Der Wandel des britischen Königshauses hin zu einer...

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MAINZ. Entschieden hat das ZDF den Vorwurf des Rassismus in der Berichterstattung über die britische Hochzeit am Samstag zurückgewiesen. „Der Wandel des britischen Königshauses hin zu einer weltoffeneren Monarchie ist ein Thema, das von großem öffentlichen Interesse ist. Vor diesem Hintergrund war es journalistisch angemessen, auch die Frage nach der Herkunft von Meghan Markle in den Gesprächen mit den Experten zu beleuchten,“ so der Mainzer Sender am Dienstag in einer Stellungnahme. Meghan Markle, die durch die Heirat mit Prinz Harry am Samstag jetzt Herzogin von Sussex ist, hat eine afroamerikanische Mutter und einen weißen Vater.

„Exotisches Paar“ für das Königshaus

Es wäre, so das ZDF weiter, „in der Tat wünschenswert gewesen, einer Repräsentantin oder einem Repräsentanten der schwarzen Community in Großbritannien in der Sendung noch mehr Raum zu geben. Aus Termingründen war es aber der Autorin und Kolumnistin Afua Hirsch nur möglich, in einem Gespräch an einem Außen-Set die Bedeutung der afroamerikanischen Wurzeln von Meghan Markle für die britische Gesellschaft einzuordnen“.

Ausgelöst hatte die „taz“ die Kritik an der Moderation von Norbert Lehmann und Adelsexpertin Julia Melchior sowie den Experten Luise Wackerl von der „Gala“ und Thomas Kielinger von der „Welt“ mit einer Sammlung von Zitaten, die während der vierstündigen Übertragung des ZDF gefallen seien. Weitere Online-Dienste befeuerten die Diskussion. Von einem „exotischen Paar“ sei beispielsweise in der Moderation die Rede gewesen, so ein Kritikpunkt. Und zu Meghan sei gefallen, dass sie „in früheren Zeiten eher eine Mätresse“ gewesen sei.

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Zitate aus dem Zusammenhang gerissen

Wie die anderen Kritikpunkte auch sei das völlig aus dem Zusammenhang gerissen worden, sagt dazu Moderator Norbert Lehmann auf Nachfrage dieser Zeitung. Er habe die britische Zeitung „The Guardian“ zitiert, die geschrieben hatte, „eine solche Frau hätte man sich früher am Hofe als Mätresse gehalten, aber niemals zur Frau genommen“ , wozu der „Welt“-Korrespondent sagte: „Das Zitat war unglaublich für eine so renommierte Zeitung.“ In dem anderen Kontext habe er gesagt: „Für das britische Königshaus ist das ein exotisches Paar.“ Denn die Debatte sei ja eher: Warum ziehe erst jetzt die multikulturelle Wirklichkeit in Großbritannien in das Königshaus ein?

Lehmann sagte, er habe „absolut Verständnis dafür, dass Leute sensibel reagieren“ bei dem Thema: „Wir haben genügend alltäglichen Rassismus in unserer Gesellschaft.“ Es habe auch deshalb in der Sendung zwei Gesprächsrunden dazu gegeben. Und in der gesamten Zeit habe die ZDF-Online-Redaktion keine negativen Reaktionen verzeichnet.

Für den Sender war die Übertragung überragend: Mit 44 Prozent Quote – sechs Millionen Zuschauer – war dies die erfolgreichste Sendung von „ZDF-Royal“ seit der Gründung der Reihe 2001.