Özils Rückkehr :
Pfiffe, Jubel, Bierbecher

Lesezeit: 2 Min.
Dirigent und Torschütze: Mesut Özil bei seiner Rückkehr auf einen deutschen Fußballplatz
Erstmals seit seinem Rücktritt aus dem Nationalteam spielt Mesut Özil wieder in Deutschland. Der Offensivmann schießt ein Tor für Fenerbahce, erlebt in Frankfurt aber nicht deshalb viel Abneigung.

Deutlich über 1000 Tage sind seit dem Rücktritt von Mesut Özil aus der Nationalmannschaft vergangen. Joachim Löw ist nicht mehr Bundestrainer, Reinhard Grindel längst nicht mehr DFB-Präsident, und Özil spielte seither kein Pflichtspiel mehr in Deutschland – bis zum Donnerstagabend, an dem er beim 1:1 (1:1) für seinen Klub Fenerbahce Istanbul in der Europa League bei Eintracht Frankfurt auflief und gleich ein Tor erzielte.

Özils war nach den Querelen um das umstrittene Foto mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan und dem folgenden WM-Scheitern 2018 aus dem Nationalteam zurückgetreten. In einer Social-Media-Offensive hatte er den DFB-Verantwortlichen unter anderem vorgeworfen, ihn nicht vor rassistischen Verunglimpfungen geschützt zu haben.

Nachfolgend eine Beobachtung, wie Özils emotional aufgeladener Abend in der WM-Arena von Frankfurt verlief.

Begrüßung: „Er ist ein Fußball-Star. Er ist bekannt, er hat gute Leistungen gebracht. Er ist mit dem Nationalteam Weltmeister geworden und hat großen Anteil daran gehabt“, sagte Eintracht-Torwart Trapp in alter Verbundenheit über den Weltmeister von 2014. Seine freundliche Einschätzung teilten die Eintracht-Fans im Stadion offenbar nicht.
Vor dem Spiel: Durchs Stadion gellen lautstarke Pfiffe, als nur Özils Name ausgerufen wird. Besonders laut wird gepfiffen, wenn der 32-Jährige auf dem Videowürfel im Stadion zu sehen ist.
Anfangsphase: Auf dem Rasen fängt Özil stark an, initiiert direkt mehrere gefährliche Aktionen für die Gäste. Zunächst legte er einen Lattentreffer von Mert Yandas vor, dann stand er nach einem Abpraller genau richtig und vollendete aus spitzem Winkel zur 1:0-Führung. Schon zu diesem frühen Zeitpunkt des Europa-League-Gruppenspiels war ihm die Rückkehr gelungen.
Zweite Halbzeit: Nach dem Seitenwechsel rückte die Abneigung der Frankfurter Fans näher an Özil heran. Für seine Eckbälle trat der frühere Weltklasseprofi nun vor die Eintracht-Kurve, wo mehrere Bierbecher in seine Richtung auf den Rasen flogen. Einzelne Frankfurt-Fans beugten sich besonders weit über die Absperrung, um lauthals auf Özil einzubrüllen. Sicherlich keine Freundschaftsbekundungen.
Auswechslung: Nach 76 Spielminuten war Özils Arbeitstag beendet. Während die Fenerbahce-Fans jubelten, quittierten die Eintracht-Anhänger die Auswechslung mit einem letzten Pfeifkonzert. Für den früheren deutschen Nationalspieler kam Dimitrios Pelkas ins Spiel. Der Joker scheiterte in der Nachspielzeit mit einem Foulelfmeter an Trapp.
Nach dem Spiel: Nach dem Abpfiff plauderte Özil mit Weltmeister-Kollege Erik Durm. „Wir hatten eine sehr, sehr schöne Zeit 2014 zusammen. Mesut ist ein super Junge“, kommentierte Durm.
Özils Botschaft: „Da war mehr möglich für uns, aber trotz allem ist es ein entscheidender Punkt“, schrieb der 32-Jährige in den Sozialen Medien. Die aufgeheizte Stimmung kommentierte Özil nicht. Zur Presserunde im Stadion schickte sein Klub am späten Donnerstagabend den Brasilianer Luiz Gustavo.
Europa League