Kino

"The Ice Road" im Kino Liam Neeson begibt sich auf ganz dünnes Eis

Können Fishburne und Neeson (v.l.) die Bohrköpfe rechtzeitig nach Kanada bringen?

Können Fishburne und Neeson (v.l.) die Bohrköpfe rechtzeitig nach Kanada bringen?

(Foto: imago images/Prod.DB)

Bei einer mysteriösen Explosion werden Dutzende Minenarbeiter unter der Erde vergraben. Um sie zu retten, begeben sich Liam Neeson und Lawrence Fishburne über einer Eisstraße auf eine gefährliche Mission, die zum Scheitern verurteilt ist. Ob sie es wohl rechtzeitig schaffen?

Wenn es einen Menschen auf der Welt gibt, auf den man sich als Retter in der Not verlassen kann, dann wohl auf Liam Neeson. Zumindest im Film. Auf der Kinoleinwand hat er schon mehrfach unter Beweis gestellt, dass er einfach der Beste darin ist, Menschen in kürzester Zeit aus brenzligen Situationen zu erlösen. In "Taken" (2008) etwa fliegt er als Ex-Geheimagent von den USA nach Frankreich, um seine minderjährige Tochter binnen 96 Stunden aus den Fängen eines albanischen Menschenhändlerrings zu befreien.

Auch als Air Marshal in "Non-Stop" (2014) kämpft Neeson gegen die Zeit, als er im Flugzeug von New York nach London einen unbekannten Erpresser stellen muss, der droht, alle 20 Minuten einen Passagier zu töten. Und in "The Commuter" (2018) erhält er als treusorgender Familienvater bei einer Zugfahrt ein unmoralisches Angebot einer mysteriösen Frau: Er hat bis zur Endstation Zeit, eine Person ausfindig zu machen, die nicht in diesen Zug gehört. Gelingt es ihm nicht, werden seine Ehefrau und sein Sohn ermordet. Raten Sie mal, ob er es schafft oder nicht.

In "The Ice Road" wird Neeson alias Mike nun wieder einmal auf eine harte Probe gestellt. Als erfahrener Trucker auf gefährlichen Straßen stellt er sich und seinen Bruder Gurty (Marcus Thomas) freiwillig zur Verfügung, um einen Konvoi aus drei Lastwagen über 300 Meilen vom US-amerikanischen North Dakota ins kanadische Manitoba zu leiten. Mit dem schweren Bohrkopf, den sie transportieren, sollen dort Dutzende Minenarbeiter befreit werden, die bei einer mysteriösen Methangas-Explosion unter der Erde verschüttet worden sind. In 30 Stunden geht ihnen jedoch die Luft aus, die Zeit für Mike und sein Team rennt.

Mission verläuft nach Murphys Gesetz

Für eine sichere Fahrt auf der Eisstraße sind die Trucker schon zu spät.

Für eine sichere Fahrt auf der Eisstraße sind die Trucker schon zu spät.

(Foto: imago images/Prod.DB)

Der Haken an der Sache: Der einzige Weg zu der Diamanten-Mine führt über eine Eisstraße - ein zugefrorener Fluss, der wegen Einbruchgefahr nur im tiefsten Winter als Verkehrsweg genutzt werden darf. Für eine sichere Überquerung ist die Rettungstruppe allerdings schon fünf Wochen zu spät, die Eisschicht bereits gefährlich dünn. Neesons Mike beschreibt das Problem folgendermaßen: Fährt man zu schnell über das Eis, entsteht eine Druckwelle und man bricht ein. Fährt man jedoch zu langsam, wird die Belastung zu groß und - Sie ahnen es - man bricht ein.

Neben Mike und Gurty, der als Soldat im Krieg verletzt wurde und nun an Aphasie und Posttraumatischer Belastungsstörung leidet, melden sich noch mehr Freiwillige zum Dienst. Da wäre die griesgrämige und unhöfliche Truckerin Tantoo (Amber Midthunder), die vor Fahrtbeginn erstmal aus der Untersuchungshaft geholt werden muss und als kanadische Ureinwohnerin einen erklärten Feind hat: weiße US-Amerikaner. Hinzu kommen Goldenrod (Lawrence Fishburne), ebenfalls Ice-Road-Trucker, und Varnay (Benjamin Walker), ein aalglatter kanadischer Versicherungsheini, der "aus Gründen" auf den Bohrkopf aufpassen soll.

Glück gehabt!

Glück gehabt!

(Foto: imago images/Prod.DB)

Selbstverständlich verläuft die Fahrt nicht wie geplant, sondern nach Murphys Gesetz: Alles, was schiefgehen kann, geht auch schief. Es wird immer deutlicher, dass jemand nicht möchte, dass die Trucker ihr Ziel erreichen. Für Fishburne ist das Vorhaben aber von Anfang an "persönlich", weil er viele Bergarbeiter und ihre Familien kennt. Und die beiden Brüder wollen sich mit der von den Minenbetreibern versprochenen Belohnung einen eigenen Truck kaufen. Um jedoch zu rechtfertigen, warum auch sie die zum Scheitern verurteilte Mission nicht einfach irgendwann abbrechen, müssen alberne Aussagen wie diese von Mike herhalten: "Oh Mann, jetzt bin ich sauer. Jetzt geht es nicht mehr ums Geld, jetzt ist es etwas Persönliches!"

"The Ice Road" ist unfreiwillig komisch

Dieser Dialog ist bei Weitem nicht der einzige, der "The Ice Road" so herzzerreißend idiotisch macht. Überhaupt sind die gesamte Handlung und jeder einzelne Charakter so oberflächlich und vorhersehbar, dass der "Actionthriller" zuweilen ungewollt für Lacher sorgt. Dass sich noch dazu unter den vergrabenen Minenarbeitern die Fronten verhärten, weil ein Teil offen über Triage nachdenkt, um die unverletzten Kollegen mit dem knappen Sauerstoff zu versorgen, macht das Ganze noch viel alberner.

Trotz des Zeitdrucks, der zwar immer wieder erwähnt wird, aber bei den Zuschauern nicht ankommen möchte, der Gefahr auf dem Eis und der dramatischen Musik - wirklich spannend wird es in den 103 Minuten nicht. Nicht einmal die Actionszenen, die zwischendurch für einen kurzen Moment der Aufregung sorgen könnten, können "The Ice Road" retten, dafür ist die CGI zu schlecht. Was sich Regisseur und Drehbuchautor Jonathan Hensleigh, der 2004 mit "The Punisher" sein Regiedebüt gab und zuvor unter anderem für "Con Air" (1997) und "Armaggedon - Das jüngste Gericht" (1998) als ausführender Produzent tätig war, dabei gedacht hat, ist nicht zu begreifen.

"The Ice Road" läuft aktuell in den deutschen Kinos.

Quelle: ntv.de

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