Ratgeber

Von Ausstattung bis Zahnriemen 10 Tipps für den Gebrauchtwagenkauf

Ein Scheckheft-gepflegtes Auto ist höher im Preis.

Ein Scheckheft-gepflegtes Auto ist höher im Preis.

Gut, günstig und mit möglichst wenig Kilometern aber möglichst vielen Extras: Die Wunschliste beim Gebrauchtwagenkauf ist lang. Wer Experten-Tipps beachtet, kann tatsächlich ein Schnäppchen machen.

Wer sich auf die Suche nach einem Gebrauchtwagen macht, will möglichst wenig Geld ausgeben und dafür am besten ein neuwertiges Auto bekommen. Ob Händler oder privater Verkäufer - für den Autokauf nimmt man sich besser Zeit. "Man sollte sich keinesfalls unter Druck setzen lassen, auch wenn es mehrere Interessenten gibt. Es gibt viele gute Autos auf dem Markt", rät Ansgar Klein vom Bundesverband freier Kfz-Händler (BVfK). Er und weitere Experten fassen nützliche Tipps zusammen:

1. Informieren

Wer auf die Suche geht, informiert sich vorab bestmöglich über sein Wunschauto. "Nur so lässt sich beurteilen, wie angemessen ein Preis ist, welche Motorvarianten es gibt, was zur Grundausstattung gehört, welche Schwachstellen es vielleicht gibt und vor allem, was das Auto einmal neu gekostet hat", sagt Bernd Meyer vom Verband des Kfz-Gewerbes Schleswig-Holstein. Auch ein Blick auf vergleichbare Modelle in der Fahrzeugklasse ist hilfreich.

2. Nicht alleine kaufen

Autokauf ist Emotionssache. "Da setzt schnell auch mal der Verstand aus und am Ende ist der Ärger groß. Ein guter Leitsatz ist daher: Nach dem Kaufrausch folgt die Kaufreue", sagt Klein. Er rät daher, immer einen neutralen Begleiter mitzunehmen, der die Fakten im Auge behält und sich weniger von Äußerlichkeiten wie einem glitzernden Lack oder blanken Felgen leiten lässt. Vier Augen und Ohren sehen und hören auch immer mehr als zwei.

3. Auf Extras achten

Extras können den Preis erheblich beeinflussen. "Vor allem Fahrassistenz-Systeme und Connectivity Extras wie Live-Navigation oder Smartphone-Anbindung per Apple CarPlay und Android Auto sind mittlerweile sehr begehrt und erhöhen die Verkaufspreise", sagt Martin Weiss, Leiter der DAT-Fahrzeugbewertung. Wenig bis gar keinen Einfluss auf den Preis hingegen hätten rein optische Gimmicks wie eine Ambientebeleuchtung oder Zierleisten.

Umgekehrt kann ein Auto aber auch günstiger sein, wenn Extras fehlen. "Ein junger Golf lässt sich ohne Navigation sicherlich deutlich schlechter verkaufen", sagt Meyer. Gleiches gelte für Oberklassefahrzeuge, wenn es statt der eigentlich standardmäßigen Lederausstattung nur Stoffsitze gebe.

4. Scheckheft zeigen lassen

Regelmäßige Wartungsnachweise sind nach wie vor ein wichtiges Indiz dafür, wie gut oder schlecht ein Gebrauchtwagen gepflegt wurde. "Gerade bei jungen Fahrzeugen sind lückenlose Wartungsnachweise elementar, um die noch bestehende Garantie dem Hersteller gegenüber nicht zu verlieren", sagt Weiss. "Bei einigen Importeuren beträgt die Garantielaufzeit sogar bis zu sieben Jahre." Fehlen darf im Scheckheft keinesfalls der Stempel für Inspektionen. Auch das digitale, papierlose Scheckheft sollte man sich zeigen lassen. "Die Einträge können ausgedruckt werden, wobei man darauf achten sollte, dass die Fahrzeugdaten auch zu dem Auto passen, das man kaufen möchte", sagt Meyer.

5. Baujahr und Laufleistung beachten

Rund 15 bis 20.000 Kilometer absolvieren Autos durchschnittlich im Jahr, sagt Bernd Meyer. "Ein zehn Jahre alter Wagen mit nur 60.000 Kilometer ist also schon ungewöhnlich und könnte ein Schnäppchen sein, wenn auch der Rest dazu passt." Gleichwohl könnten Kunden auch mit jungen Jahreswagen oft einen guten Schnitt machen, weil der Wertverlust allein im ersten Jahr mit 20 bis 30 Prozent recht hoch sei.

6. Keine Reparaturen kaufen

Von der Laufleistung ist auch abhängig, welche turnusmäßigen Wartungsarbeiten erledigt sein sollten - Stichwort Zahnriemen. "Das können echte Kostenfallen sein, die bei 500 Euro aufwärts liegen", sagt Meyer. Da jedoch der Wechsel des Zahnriemens je nach Automodell unterschiedlich anfällt, sollten Kunden sich vorab informieren, ab welcher Laufleistung ein Nachweis vorliegen muss. Das fängt bei 100.000 Kilometern an, könne aber je nach Modell auch erst bei 180.000 Kilometern nötig sein.

7. Vorsicht vor falschen Garantien

Wer beim Händler kauft, erhält automatisch eine Gewährleistung von mindestens einem Jahr. "Der gewerbliche Verkäufer haftet damit gegenüber dem privaten Käufer und ist unter Umständen auch in der Pflicht, wenn ein Mangel erst später, also nicht bei Übergabe des Autos, auftritt", sagt Klein.

Vorsicht ist bei fragwürdigen Garantieangeboten geraten. Hier genau das Kleingedruckte lesen: "Es werden mitunter Gebrauchtwagengarantien angeboten, da ist beispielsweise ein Motorschaden nur mit 1000 Euro abgesichert. Davon sollte man die Finger lassen", so Klein.

8. Die richtige Farbe spart Geld

Die Mehrzahl der Autos wird in den Standardfarben Weiß, Schwarz, Grau und Silber angeboten. Ungewöhnliche Farben können sich daher auf den Preis auswirken. "Rot, Grün oder Gelb sind Farben, die bei sportlichen Fahrzeugen eher akzeptiert sind als bei SUVs oder Kombis, umgekehrt sind solche Fahrzeuge dann also günstiger zu haben", meint Weiss. Teurer hingegen werde es, wenn Fahrzeuge mit Sonderlackierungen wie einem Mattlack oder mit Perleffekt angeboten würden.

9. Tachostand und Vorbesitzer kontrollieren

Passt der Tachostand nicht zur Historie des Autos und zum gesamten Erscheinungsbild, sollten die Alarmglocken läuten. "Speziell, wenn es Besitzer im Brief gibt, die den Wagen nur kurz besessen haben, ist Vorsicht geboten", sagt Klein. "Gleiches gilt, wenn ein privater Verkäufer vermeintlich das Auto des Schwiegervaters oder Onkels anbietet", warnt er vor sogenannten "Küchentischhändlern". Seriöse Händler hingegen würden für ein Auto geradestehen.

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10. Nach Vorschäden fragen

Frühere Reparaturen aufgrund etwa eines Unfalls muss der Verkäufer mitteilen. Es sei denn, es handelt sich um Bagatellschäden wie kleine Kratzer bis etwa 1000 Euro. "Bei einer fachmännischen Reparatur kann man hier auch nicht von einer Wertminderung ausgehen", sagt DAT-Fachmann Weiss. Gleichwohl haben Verkäufer auch bei kleinen Blechschäden immer schlechtere Chancen: "Aus den Erhebungen für den DAT-Report wissen wir, dass die Unfallfreiheit den Kunden sehr wichtig ist und auf Platz 2 von 21 Kriterien liegt - gleich hinter der Zuverlässigkeit."

Quelle: ntv.de, Claudius Lüder, dpa

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