Champions League ist außer Sicht Der BVB droht alles zu verlieren
03.04.2021, 17:28 UhrAm 27. Spieltag der Fußball-Bundesliga erlebt Borussia Dortmund einen ganz späten Nackenschlag: Im vorgezogenen Endspiel um einen Champions-League-Platz verliert der BVB gegen Eintracht Frankfurt. Im Keller hilft Mainz 05 seine wundersame Serie nicht zum Sieg, bei Schalke gibts wenigstens einen Hauch von Traumcomeback.
Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt 1:2 (1:1)
Für Borussia Dortmund ist das wichtigste Saisonziel in weite Ferne gerückt. Beim 1:2 (1:1) gegen Eintracht Frankfurt musste das Team von Edin Terzic einen möglicherweise vorentscheidenden Rückschlag im Kampf um einen Champions-League-Platz hinnehmen. Nach der bereits 10. Saisonniederlage vergrößerte sich der Abstand zum Bundesliga-Tabellenvierten auf sieben Punkte. Im leeren Signal Iduna Park trafen der Dortmunder Nico Schulz (Eigentor/11.) und André Silva (87.) zum umkämpften Sieg der Gäste, die damit eine Negativserie von zuvor neun Niederlagen in Dortmund beendeten. Den Platz für die Europa League besetzt der BVB nur noch aufgrund der besseren Tordifferenz gegenüber Bayer Leverkusen.
Für die Borussia taugte die Partie nicht als Mutmacher für das schwere Viertelfinal-Hinspiel in der europäischen Königsklasse drei Tage später bei Manchester City. Daran konnte auch der zwischenzeitliche Ausgleich durch Mats Hummels (45.) nichts ändern. "Wir können heute einen ganz, ganz großen Schritt machen", sagte Eintracht-Coach Adi Hütter vor dem Anpfiff beim TV-Sender Sky und bewies mit einer offensiven Taktik viel Mut. Dieser Mut wurde früh belohnt - wenn auch mit Schützenhilfe der Dortmunder. Denn Rechtsverteidiger Nico Schulz beförderte eine Flanke von Gäste-Star Filip Kostic in unglücklicher Manier per Kopf ins eigene Netz und brachte den BVB damit in Rückstand.
Der bis dahin eigentlich passable Start der Borussia, bei denen der von einer Muskelverletzung genesene etatmäßige Außenverteidiger Raphael Guerreiro sich als Spielmacher in der offensiven Zentrale versuchte, wurde damit ad absurdum geführt. Zwar bedrängte der BVB auch nach dem 0:1 weiter das Frankfurter Tor, ließ aber gute Chancen ungenutzt. So vergab Torjäger Erling Haaland (21./25.) gleich zwei Möglichkeiten zum Ausgleich.
Kurz vor der Pause machte sich das große Engagement für den BVB dann doch noch bezahlt. Nationalspieler Can legte nach einer Ecke mit Glück für Abwehrchef Hummels ab, der aus kurzer Distanz seinen vierten Saisontreffer erzielte und seinem Team damit den verdienten Ausgleich bescherte.
Die Eintracht blieb ein unbequemer Gegner und schien bei einem Kopfballteffer von Stefan Ilsanker (65.) der erneuten Führung nahe. Doch der Treffer wurde nach Videoüberprüfung wegen Abseitsstellung aberkannt. Und auch in der umkämpften Schlussphase waren die Frankfurter dem 2:1 näher als der BVB. Djibril Sow verfehlte in der 79. Minute aus aussichtsreicher Position noch das Tor. Doch wieder einmal war auf Silva Verlass. Nach Flanke von Jovic war der Eintracht-Torjäger per Kopf zur Stelle und bescherte seinem Team einen wichtigen Sieg.
Bayer Leverkusen - Schalke 04 2:1 (1:0)
Hannes Wolf hat bei seinem Trainer-Debüt für Bayer Leverkusen gegen den fast sicheren Absteiger FC Schalke 04 die Pflicht erfüllt: Seine Mannschaft besiegte den Revierklub 2:1 (1:0). Leverkusen sammelte durch den Erfolg unter dem Nachfolger des vor der Länderspielpause beurlaubten Peter Bosz wichtige Punkte im Kampf um die Europapokal-Ränge. Schalke kann sich bei nur noch sieben Partien kaum noch vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga retten.
Für Leverkusen trafen Lucas Alario (26. Minute) und Joker Patrik Schick (72.). Das Tor der Gäste erzielte Klaas-Jan Huntelaar (82.) bei seinem ersten Startelf-Einsatz seit seiner Rückkehr im Winter. Der Niederländer ist mit 37 Jahren und 234 Tagen nun Schalkes ältester Liga-Torschütze und löste Ex-Torwart Oliver Reck ab, der im Februar 2002 bei seinem Tor 36 Jahre und 347 Tage alt war. Schalke ist somit nun seit zwölf Liga-Spielen ohne Sieg - und hat weiterhin überhaupt nur eine Partie gewonnen. In der Bilanz der Gelsenkirchener stehen nun 71 Gegentreffer nach 27 Spielen - Vereinsrekord. Bei Schalke lief der junge Außenbahnspieler Mehmet Can Aydin erstmals auf, Ex-Weltmeister Shkodran Mustafi war hingegen aus "sportlichen Gründen" nicht im Kader.
In der Anfangsphase verpasste Huntelaar bei der ersten großen Torchance des West-Duells die frühe Führung (11.), als er nach einer Aydin-Flanke aus kurzer Distanz knapp über das Tor von Lukas Hradecky köpfte, der nach überstandener Verletzung wieder ins Bayer-Team gerückt war. Huntelaar, der zuvor von 2010 bis 2017 für die Königsblauen viele Tore geschossen hatte, war gut in das Spiel seines Teams integriert, doch die Angriffe des Revierclubs führten kaum zu Abschlüssen.
Bei Leverkusen war ein positiver Trainer-Effekt zunächst nicht zu beobachten. Der Tabellen-Sechste hatte viel Ballbesitz und war insgesamt überlegen, doch blieb wie die Gäste in der Offensive anfangs harmlos. Ein Glanzpunkt war dann jedoch das 1:0, das die Hausherren fein herausspielten: Kapitän Charles Aránguiz verlagerte von rechts nach links, dort setzte sich Kerem Demirbay durch und passte in die Mitte, wo Alario den Ball ins Tor drückte. Das 2:0 durch Schick knapp 20 Minuten vor dem Ende wirkte wie die Entscheidung, doch Huntelaars später Treffer nach schöner Kombination sorgte noch einmal für Spannung. Mehr war für das Liga-Schlusslicht am Ende aber nicht drin.
Mainz 05 - Arminia Bielfeld 1:1 (0:0)
Der FSV Mainz 05 hat die nächsten Big Points im Abstiegskampf verpasst und Rivale Arminia Bielefeld im direkten Duell nicht abhängen können. Das Team von Trainer Bo Svensson kam nicht über ein 1:1 (0:0) gegen den Aufsteiger hinaus. Vor coronabedingt leeren Rängen hatte Daniel Brosinski (56. Minute) die Mainzer per Foulelfmeter zunächst in Führung gebracht, bevor Andreas Voglsammer (76.) doch noch für den Ausgleich sorgte. Brosinskis Strafstoß war der 31. Strafstoß, den ein Mainzer in der Bundesliga hintereinander verwandelte, damit bauten die Rheinhessen ihren eigenen Rekord weiter aus.
Im Abstiegskampf liegen Mainz (25) und Bielefeld (23) damit weiter eng beieinander. Die Arminia bleibt zwar auf Abstiegsrang 17, konnte aber im fünften Spiel unter dem neuen Trainer Frank Kramer zum dritten Mal punkten. Barreiro, der im Gegensatz zu Kapitän Danny Latza wieder in der Startelf der 05er stand, hatte in der Anfangsphase die beiden größten Chancen: In der dritten Minute stand er nach einem langen Einwurf von Moussa Niakhaté frei am langen Pfosten, doch Anderson Lucoqui klärte seinen Schuss noch vor der Linie für den bereits geschlagenen Bielefelder Torhüter Stefan Ortega. Kurze Zeit später war es dann der herauseilende Ortega, der einen Schuss von Barreiro entschärfte.
Die Offensivbemühungen der Arminia, bei der Kramer Stürmer Fabian Klos zunächst auf der Bank ließ, waren in den ersten 45 Minuten dürftig: Voglsammer (9.) kam nach einer Flanke von rechts zum Kopfball, verfehlte das Tor von Robin Zentner aber. Das 0:0 nach 45 Minuten war nach einer fehlergeprägten Halbzeit nicht nur gerecht, sondern fasste die Qualitäts des Spiels auch prima zusammen.
Nach der Halbzeitpause, in der es am Sky-Mikro mangels zeigenswerter Szenen um Austro-Pop und Sänger Peter Cornelius ging, erhöhte Mainz den Druck. Als Burkardt nach einem Kontakt mit Pieper-Ersatz Mike van der Hoorn zu Fall ging, erhielten die 05er einen Elfmeter: Brosinski verwandelte mit einem platzieren Flachschuss. Bielefeld hatte offensiv auch nach dem 0:1 nicht viel anzubieten. Der Ausgleich mutete kurios an: Nach einem Freistoß drosch Voglsammer den Abpraller ein zweites Mal Richtung Tor - der Ball kullerte ganz genau neben den Pfosten zum 1:1.
FC Augsburg - TSG Hoffenheim 2:1 (2:0)
Der FC Augsburg hat seine Schwarze Serie gegen die TSG 1899 Hoffenheim beendet und die Sorgen der Reisegruppe aus dem Kraichgau verschärft. Dank Dampfmacher Ruben Vargas gewannen die Augsburger nach fünf Heimniederlagen nacheinander mal wieder gegen die ohne ihren Top-Torjäger Andrej Kramaric harmlosen Gäste.
Die Augsburger überholten durch das souveräne 2:1 (2:0)die Hoffenheimer in der Tabelle und machten einen Riesenschritt in Richtung Klassenerhalt. Nach der Abstellung von gleich 13 Profis während der Länderspielpause präsentierte sich dagegen die Mannschaft von Trainer Sebastian Hoeneß völlig ideenlos. Ein spätes Tor mit Wow-Effekt des eingewechselten Robert Skov (86.) brachte sie aber fast noch einem Punktgewinn nahe.
VfL Wolfsburg - 1. FC Köln 1:0 (0:0)
Für den 1. FC Köln und seinen Trainer Markus Gisdol wird es im Abstiegskampf immer enger. Trotz überzeugender erster Halbzeit verlor der Tabellen-16. mit 0:1 (0:0) beim Champions-League-Kandidaten VfL Wolfsburg. Der Absturz auf einen direkten Abstiegsplatz blieb den Kölnern zwar noch einmal erspart. Nach dem Unentschieden der beiden direkten Konkurrenten Mainz und Bielefeld trennt den FC aber nur noch die knapp bessere Tordifferenz von der Arminia auf Rang 17. Auf der anderen Seite verschaffte der Siegtreffer von Josip Brekalo in der 69. Minute Wolfsburg vor den schweren Spielen gegen Eintracht Frankfurt, Bayern München, VfB Stuttgart und Borussia Dortmund einen stattlichen Vorsprung auf den ersten Nicht-Champions-League-Platz.
Die große Frage nach dieser Partie ist nun, was aus FC-Trainer Markus Gisdol wird. Denn Geschäftsführer Horst Heldt gab dem 51-Jährigen schon vor der Länderspielpause praktisch nur eine Jobgarantie für das jeweils nächste Spiel. Allerdings taten die Kölner Spieler am Samstag zumindest eine Halbzeit lang alles dafür, um die Position ihres Coaches zu stärken. Nach dem überzeugenden 2:2 gegen Dortmund setzte der Abstiegskandidat diesmal dem nächsten Spitzenteam enorm zu. In der 14. Minute traf Kapitän Jonas Hector nur die Latte des Wolfsburger Tores. So nah kam der Favorit einem möglichen Führungstor in der gesamten ersten Halbzeit nicht. In der Defensive ließen die Kölner den Wolfsburgern kaum Räume. In der Offensive kamen sie über die Außenpositionen mehrfach zu gefährlichen Aktionen.
Was auch immer Glasner dann in der Kabine sagte: Es zeigte Wirkung. Denn der VfL spielte in der zweiten Hälfte zielstrebiger und druckvoller und steigerte sich auch deutlich bei seiner Kernkompetenz, der Balleroberung. Die Kölner kamen kaum noch aus der eigenen Spielhälfte heraus. Für sie sprach jedoch, dass sie auch weiterhin kaum klare Wolfsburger Torchancen zuließen - von Brekalos Siegtreffer einmal abgesehen.
Gisdol wechselte danach die Offensivspieler Sebastian Andersson, Florian Kainz und Emmanuel Dennis ein, von denen Kainz in dieser Saison noch gar nicht und Andersson zumindest in den vergangenen dreieinhalb Monaten nicht mehr zum Einsatz gekommen war. Und zumindest eines dieser beiden Comebacks nach langen Verletzungspausen hätte sich beinahe noch ausgezahlt. In der fünften Minute der Nachspielzeit ermöglichte eine Flanke von Kainz dem Tunesier Ellyes Skhiri noch die große Chance zum Ausgleich.
Quelle: ntv.de, ter/dpa