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DER SPIEGEL

Angriffe auf die ukrainische Infrastruktur Wie Schulen in Kiew den Blackouts trotzen

Seit die Kremltruppen verstärkt das Energienetz der Ukraine angreifen, unterbrechen Blackouts auch den mühsam am Laufen gehaltenen Schulunterricht. Einige Schulen konnten vorsorgen – und werden warme Zufluchtsorte.

Schulbeginn in einem Kriegsgebiet – 190.000 Schülerinnen und Schüler harren noch in Kiew aus und versuchen, gemeinsam mit ihren Lehrern, den Schulalltag so gut es geht zu meistern. Ertönt ein Luftalarm, wird der Unterricht im Bunker fortgesetzt. Für die Viertklässlerin Daria Kosova ist das aber immer noch besser, als zu Hause zu bleiben.

Dariia Kosova, Viertklässlerin aus Kiew

»In die Schule gehen macht mehr Spaß als zu Hause lernen, weil man seine Freunde sehen kann. Wenn jetzt eine Luftangriffssirene ertönt, muss ich mich nicht aus dem Unterricht ausloggen und die Aufzeichnung noch einmal ansehen. Man kann tatsächlich lernen. Man hat mehr Möglichkeiten, zu lernen, wie es normale Kinder tun.«

Da viele von Dariias Mitschülern aus der Stadt geflohen sind und es in den Schutzräumen der Schule nicht ausreichend Platz für alle verbliebenen Kinder gibt, wird per Livestream und Aufzeichnung ein Hybrid-Unterricht angeboten. Doch seitdem Russland verstärkt das Energienetz der Ukraine angreift, unterbrechen Black-Outs den Unterricht. Finanziell besser aufgestellte Privatschulen wie die von Yaroslav Palii konnten vorsorgen.

Yaroslav Palii, Mitbegründer der Privatschule

»Wir haben zwei 15-kW-Generatoren zur Verfügung und Treibstoff gesammelt, um die Generatoren aufzufüllen. Wir haben auch unsere Küche unabhängig (von Strom) gemacht, denn es gab Probleme beim Kochen, da alle Herde mit Strom betrieben werden.«

Die Schule ist so ein warmer Zufluchtsort geworden, nicht nur für die Kinder, sondern auch deren Eltern. Die können hierherkommen, wenn der Strom oder die Heizung ausfällt und es zu Hause kalt wird.

Anatolii Kosov, Vater von Dariia

»Das Schwierigste ist wahrscheinlich, nicht in der Nähe zu sein, wenn es eine Bedrohung gibt. So sehr man den Lehrern auch vertraut, so versteht man doch, dass man die Situation nicht unter Kontrolle hat, und man macht sich Sorgen.«

Die Stadtverwaltung hat das Ziel ausgegeben, dass trotz der immer schwierigeren Umstände das Schulhalbjahr bis zum offiziellen Ende am 23. Dezember weiterlaufen soll. Doch auch wenn die Umstände hier besser sind als in anderen Schulen, die Realität des Krieges bleibt Alltag für die Kinder.

Dariia Kosova, Viertklässlerin aus Kiew

»(Bei einer Luftsirene) bekomme ich Angst, weil ich nicht verstehe, was los ist. Einige Kinder aus anderen Klassen fangen an zu schreien, die, die mehr Angst haben, schreien und rennen in den Luftschutzkeller. Dann weiß ich nicht, was ich tun soll.«