Es ist so weit: Das erste LNG-Terminal Deutschlands ist eröffnet. Bundeskanzler Olaf Scholz zeigte in Wilhelmshaven erfreut darüber, wie schnell das Projekt an den Start ging. Zehn Monate hat die Errichtung nun gedauert.
Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»Das ist das neue Deutschland-Tempo, mit dem wir Infrastruktur voranbringen.«
Am Donnerstag war das Spezialschiff Höegh Esperanza in Wilhelmshaven angekommen. Von nun an soll es von Tankschiffen angeliefertes verflüssigtes Erdgas in den gasförmigen Zustand umwandeln. So kann es dann in das deutsche Gasnetz eingespeist werden. Das soll dazu beitragen, den Mangel an Gas auszugleichen, der durch ausbleibende Lieferungen aus Russland entstanden ist.
Allein das Gas, das die Esperanza mitbrachte, könne laut Scholz 50.000 Haushalte ein Jahr lang versorgen. Und das sei erst der Anfang.
Olaf Scholz, Bundeskanzler:
»Schon in den kommenden Wochen und Monaten folgen weitere Terminals an der deutschen Nord- und Ostseeküste in Lubmin, in Brunsbüttel und in Stade. Ende nächsten Jahres werden wir so voraussichtlich über eine Importkapazität von über 30 Milliarden Kubikmeter Gas verfügen, alleine über die norddeutschen Küsten. Das alles entspricht weit mehr als der Hälfte der gesamten Gasmenge, die im letzten Jahr durch die Pipelines aus Russland nach Deutschland geflossen ist.«
Auch Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck war in Wilhelmshaven vor Ort. Er sprach von den gleichen Zahlen, ordnete sie aber etwas anders ein.
Robert Habeck, Bundeswirtschaftsminister:
»Mit all den Schiffen, die wir jetzt gechartert haben, fünf an der Zahl, kommen wir auf ungefähr ein Drittel der deutschen Gasversorgung. 30 Milliarden Kubikmeter Gas. Die deutschen Gasverbräuche sind ungefähr 100 Milliarden Kubikmeter Gas übers Jahr und 55 davon kamen aus Russland. Das heißt, von Überkapazität kann gar keine Rede sein. Wir sind noch nicht einmal da, wo die Pipeline aus Russland die Gasversorgung gesichert hat.«
Dennoch zeigte auch er sich zuversichtlich: Mit Blick auf die gefüllten Speicher sei die Gasversorgung für diesen Winter gesichert, sollte die Bevölkerung weiter sparsam mit Energie umgehen und sollten die Terminals in Lubmin und Brunsbüttel in diesem Winter an den Start gehen.
Zuletzt gab es auch Kritik an den LNG-Terminals. SPIEGEL-Recherchen hatten ergeben, dass die Kosten dreimal so hoch werden könnten, wie ursprünglich von der Bundesregierung veranschlagt. Die Umwelthilfe kritisierte außerdem, dass bei der Methodik Wasser aus dem Meer genommen, mit Chlorverbindungen und Bromverbindungen behandelt und zurückgeleitet werde. Es gebe umweltfreundlichere Methoden. Die allerdings sind noch teurer.
Das niedersächsische Umweltministerium betonte zuletzt, dass alle Grenzwerte in Wilhelmshaven eingehalten werden.