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ZDF-Dreiteiler Ein Agentenkrimi im Berlin zu Zeiten des Mauerbaus: Lohnt sich "Spy City"?

"Spy City"
Szene aus dem ZDF-Dreiteiler "Spy City": Der britische Agent Fielding Scott (Dominic Cooper) ist im Sommer 1961 im geteilten Berlin eingesetzt.
© 2020 Odeon Fiction / ZDF
Der ZDF-Dreiteiler "Spy City" führt die Zuschauer ins Berlin der frühen 60er Jahre und gibt sich viel Mühe, diese Periode wiederaufleben zu lassen. Doch so richtig will der Funke nicht überspringen.

Retro-Serien sind schon seit Längerem im Trend. Nachdem jahrzehntelang die zwölf dunklen Jahre der deutschen Geschichte dominiert haben, erkundet das Fernsehen seit geraumer Zeit andere Epochen der Vergangenheit. Mal als Ärzteserie ("Charité"), mal als Familienserie ("Weißensee") oder als Krimi ("Babylon Berlin").

Eine besondere Rolle nimmt dabei die Agentenserie ein: Anhand dieses Genres lässt sich am besten die Dynamik des Kalten Krieges verdeutlichen, der Deutschland in zwei Teile zerriss - und nebenbei viel über das Alltagsleben in jener Zeit erzählen. "Deutschland 83" führte uns zurück in die 80er Jahre. In "Der gleiche Himmel" reisten wir mit Tom Schilling durch die 70er Jahre. Und nun versetzt der ZDF-Dreiteiler "Spy City" die Zuschauer ins Berlin der frühen 60er Jahre, die Handlung spielt in den Wochen vor dem Mauerbau.

Im Mittelpunkt steht der britische MI6-Agent Fielding Scott (Dominic Cooper), der im Sommer 1961 nach Berlin beordert wird. Der junge Mann war bereits im Jahr zuvor in der geteilten Stadt, damals ging ein Einsatz schief, Scott tötete einen Agenten und wurde vorübergehend abgezogen. Nun kehrt er auf Bewährung zurück und soll gemeinsam mit dem amerikanischen und französischen Geheimdienst einen ostdeutschen Wissenschaftler in den Westen bringen.

"Spy City" zeigt Berlin als Spielball der Großmächte

Bei dem Einsatz trifft der Engländer seine frühere Geliebte Severine Bloch (Romane Portail) wieder, die für den französischen Geheimdienst arbeitet. Die Affäre lebt wieder auf, doch Scott hegt Zweifel, ob er Severine vertrauen kann. Und auch seine in Ostberlin lebende Sekretärin Elisa Hahn (Leonie Benesch) scheint auf fremde Rechnung zu arbeiten. In den Wirren des von den vier Siegermächten umkämpften Berlins verliert Scott langsam den Überblick.

"Spy City" stammt aus der Feder des Schriftstellers William Boyd, der in zahlreichen Romanen seine Qualitäten als meisterhafter Erzähler von Agententhrillern unter Beweis gestellt hat. Die Kulissen sind aufwendig gestaltet und verbreiten originales Sixties-Flair. Und auch Hauptdarsteller Dominic Cooper weiß eigentlich, wie's geht: Immerhin spielte er in der britischen Miniserie "Fleming: Der Mann, der Bond wurde" den Schöpfer des legendärsten Geheimagenten. 

Die Einzelteile stimmen alle, aber dennoch mag hier keine rechte Spannung aufkommen. Die Geschichte kommt zu keiner Zeit richtig in Fahrt. Wie bei dem von Peter Sellers gespielte Inspektor Clouseau in der Komödie "Der rosarote Panther" geht bei Fielding Scott zunächst alle schief. 

Das ist kein James-Bond-Film

Der MI6-Agent tappt bisweilen komplett im Dunkeln - und so geht es schon bald auch dem Zuschauer. Was das Mitfiebern mit dem Helden gehörig erschwert. Dass hier deutlich mehr Geld in die noble Ausstattung gesteckt wurde als in spektakuläre Verfolgungsjagden und Actionszenen kann man durchaus sympathisch finden. Es handelt sich hier ja um keinen James-Bond-Film. Dass sich die 270 Minuten des Dreiteilers bisweilen ziehen wie ein gut durchgekautes Kaugummi, ist dagegen ein Problem. 

Letztlich können auch tolle Schauspieler wie Johanna Wokalek oder Mark Zak diesen Dreiteiler nicht wirklich retten. So ist man am Ende des dritten Teiles beinahe erleichtert, wenn endlich der Stacheldraht quer durch Berlin gerollt wird.

"Spy City" startet am Sonntag, 17. Oktober, um 22.15 Uhr im ZDF. Die beiden weiteren Teile werden an den darauffolgenden Sonntagen gezeigt. Bereits jetzt ist die Reihe als sechsteilige Serie in der ZDF-Mediathek zu sehen.

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