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"Die Stunde Null" Berliner Philharmoniker: "Die Branche wird mehr Geld brauchen"

Berliner Philharmoniker
2019 spielten die Berliner Philharmoniker open-air am Brandenburger Tor
© Paul Zinken/DPA / Picture Alliance
Der Saal ist leer, doch die Musiker spielen weiter. Im Podcast "Die Stunde Null" erklären zwei Vertreter der weltberühmten Berliner Philharmoniker, was Pandemie und Lockdown für die Konzertbranche bedeuten – und wie erfolgreich digitale Auftritte sind.
Von Verena Mayer

Es ist die längste Spielpause seit Gründung der Berliner Philharmoniker im Jahr 1882, eines der weltweit führenden Sinfonieorchester. "Seit Mitte März 2020 bin ich gefühlt nur noch in irgendwelchen Runden unterwegs, wo wir für die Kultur kämpfen, wo wir Lobbyarbeit machen, wo wir versuchen, die Politik auch auf unsere Interessen und Nöte zu lenken", sagt Andrea Zietzschmann, seit 2017 Intendantin des Ensembles, im Podcast "Die Stunde Null

Mit einem Eigenfinanzierungsanteil von 60 Prozent habe das Orchester immer sehr erfolgreich gearbeitet, doch die derzeitige Krise gehe an die Substanz. Einnahmen aus Ticketverkäufen und Saalvermietungen fallen weg, Gastspiele und Tourneen sind abgesagt. In der Branche gebe es "unheimlich viele Fragezeichen", so Zietzschmann, überall spüre man die Verunsicherung. Können Gastspiele in den nächsten Jahren wie geplant stattfinden? Sind die Sponsoren weiter im Boot – auch wenn das Publikum nur halb so groß sein darf? Die Auswirkungen auf den Betrieb würden sich erst mittelfristig zeigen, sagt die Intendantin. Eines sei aber schon jetzt klar: "Die Branche wird mehr Geld brauchen." 

Darüber hinaus wünscht sich Zietzschmann mehr langfristige Planungssicherheit. "Sie brauchen im Grunde sowas wie eine Ausfallversicherung, weil die Versicherungsgesellschaften natürlich keine Corona-Versicherung mehr abschließen." Es gehe darum "wenigstens 50 Prozent refinanziert" zu bekommen.

Die Berliner Philharmoniker profitieren in Pandemie-Zeiten von ihrer "Digital Concert Hall", einer Streaming-Plattform mit Zugang zu Live-Konzerten und Archivaufnahmen, die bereits 2008 gestartet ist. Nach Schließung des Konzerthauses seien die Registrierungen "total in die Höhe geschossen", sagt Olaf Maninger, seit 1996 Solo-Cellist der Philharmoniker, der die Entwicklung des Portals maßgeblich betreut hat. Die Mitgliederzahl sei im vergangenen Jahr um fast 40 Prozent gewachsen: Für Maninger ein deutliches Zeichen für das große Bedürfnis, das Menschen nach Kultur und "geistiger Erbauung" verspürten.

Hören Sie in der neuen Folge von "Die Stunde Null":

  • Welche positiven Nebeneffekte die Krise auf die Konzertbranche hat
  • Worauf sich Andrea Zietzschmann und Olaf Maninger persönlich freuen
  • Was den Live-Auftritt für Musiker und Publikum so besonders macht und warum kein digitales Angebot den Besuch im Konzerthaus ersetzen kann

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