"Spy City" im ZDF:Wer ist der Maulwurf?

Spy City (1)

Fielding Scott (Dominic Cooper) und Severine Bloch (Romane Portail) in einem Hotelzimmer am Fenster stehend. Sie hatten sich dort verabredet.

(Foto: 2020 Odeon Fiction / Duöan Mar/ZDF)

"Spy City" bringt alles mit, was ein guter Spionage-Thriller benötigt. Aber nicht mehr.

Von Clara Meyer

Der Feind könnte überall lauern - der Mann am Nebenplatz in der Straßenbahn, die Sekretärin, vielleicht sogar die eigene Geliebte? Im Frühjahr 1961, wenige Monate vor dem Mauerbau, zeigt sich Berlin als Stadt voller Spione. Während die Temperaturen bereits für den Kalten Krieg abkühlen, hat jeder Agent die Angst im Hinterkopf, einen dritten Weltkrieg auszulösen.

Das Szenario: Der britische Spion Fielding Scott, gespielt von Dominic Cooper, der vielen aus der Glitzersommerwelt der Mamma Mia-Filme bekannt sein dürfte, bekommt die Chance, seinen kaputten Ruf wiederherzustellen. Dafür soll er in Berlin für seinen MI6-Boss Stuart-Hay (Rupert Vansittart) die Operation "Beethoven" ausführen und das Überlaufen eines ostdeutschen Wissenschaftlers gewährleisten. Die Operation scheitert, bevor sie begonnen hat, wegen eines Mordes.

Von nun an ermittelt Fielding in den eigenen Reihen. Ist der Maulwurf seine Sekretärin Elisa Hahn (Leonie Benesch), die heimlich bei der Stasi arbeitet, um ihren politisch aktiven Freund (Ben Münchow) zu schützen? Oder ist es die französische SDECE-Agentin Severine Bloch (Romane Portail), mit der Fielding eine verbotene Affäre wieder aufleben lässt und die schnell beweisen wird, dass auch ihre Weste nicht durch Reinheit glänzt? Gemeinsam mit der Fotografin Ulrike Farber (Johanna Wokalek) beschattet er Madame Bloch auf ihrer Mission, einen Nazi zur Rechenschaft zu ziehen, der einst ihren Ehemann ermordete.

In der Serie wird nicht an genretypischen Elementen gespart: Schüsse, Spannung, Sex

In der britisch-deutsch-tschechischen Serie, die vergangenen Winter bereits exklusiv auf Magenta TV anlief, ermittelt jeder gegen jeden. Drei spielfilmlange Folgen spannt sich ein Netz aus Intrigen. Dabei wird nicht an genretypischen Elementen gespart: Schüsse, Spannung, Sex. Die Parallelen zu Fieldings Quasikollegen James Bond sind unverkennbar. Kein Wunder, denn Drehbuchautor William Boyd hatte auch schon bei 007 seine Füllfeder im Spiel. "Er ist Engländer, gutaussehend, dunkle Haare", beschreibt Elisa ihren Chef passend im Zuge ihrer eigenen Ermittlungen. Dass Fielding ebenfalls die Lizenz zum Töten zu haben scheint, beweist er direkt zu Beginn. Skrupellos drückt er sekundenlang den Kopf eines Gegners in eine Pfütze bis dieser aufhört zu atmen. War aber Notwehr.

Das Serie ist die logische Konsequenz auf den Erfolg jüngster Produktionen

Ein spannungsankurbelnder Soundtrack unterstreicht das steigende Misstrauen zwischen den Charakteren, die nicht als einzige ein Doppelleben führen. Auch der Drehort nimmt eine andere Gestalt an. Statt in der ehemals geteilten Stadt wurde die trinationale Produktion im tschechischen Prag gedreht. Das Gefühl eines 60er-Jahre-Berlins wird trotzdem perfekt vermittelt. Auch dank der immer wieder eingeblendeten Retro-Schnittbilder. Und mit jeder Folge rückt die Frage mehr und mehr in den Vordergrund: Was wird am 13. August 1961 passieren? Die Antwort wird Berlin für lange Zeit prägen.

Die Serie ist die logische Konsequenz aus dem Erfolg jüngster historischer Produktionen: Babylon Berlin, Charité, Deutschland 83. Diesmal wird nicht am Ku'damm getanzt, sondern auf dem Pulverfass. Und mit seiner hochkarätigen Besetzung wie Benesch (Babylon Berlin) und Wokalek kann sich Spy City bei seinen erfolgreichen Vorgängern einreihen. Ansonsten liefert die Serie genau das ab, was von einem Spionage-Krimi zu erwarten ist. Nicht mehr, aber eben auch nicht weniger. Am Ende bleibt nur eine Frage offen: Ist Hauptdarsteller Dominic Cooper womöglich der nächste James Bond?

Spy City, sonntags um 22.15 Uhr im ZDF

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