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Amanda Seyfried kämpft auf Netflix mit Geistern (und der Ehe) – in "Things Heard & Seen"

Netflix' neuester Spuk-Film überzeugt mit einer starken Besetzung, ist aber gefangen zwischen Prestige-Horror und Pulp.
Amanda Seyfried Amanda Seyfried filme Netflix Things Heard and Seen
Anna Kooris/Netflix

Amanda Seyfried wird in "Things Heard & Seen" von Geistern der Vergangenheit geplagt

In dieser schaurigen Folge von "House Hunters Renovation" – auch "Things Heard & Seen" genannt (ab heute auf Netflix) – finden das hübsche junge Paar Catherine (die frischgebackene Oscar-Nominierte Amanda Seyfried) und George (James Norton) einen renovierungsbedürftigen Milchbauernhof im Hudson Valley mit viel Potenzial. Aber es gibt ein Problem. Nicht etwa ein rissiges Fundament oder Schimmel in den Bodenbalken, wohlgemerkt. Vielmehr ist es ein Geist.

Lichter flackern unheilvoll, Catherine hört Klaviermusik und riecht Autoabgase, und ihre Tochter berichtet, eine Frau in ihrem Schlafzimmer gesehen zu haben. Auch wir im Publikum haben die Frau gesehen, denn der Film von Shari Springer Berman und Robert Pulcini will uns wissen lassen, dass das, was passiert, real ist. Es gibt definitiv einen Geist, der in der Atmosphäre des Hauses schwebt, entweder bedrohlich oder einfach unruhig. 

Basierend auf dem Roman "All Things Cease to Appear" von Elizabeth Brundage ist der Film voll von Geschichte und Mystik. George ist Professor für Kunstgeschichte, sein Kollege Floyd (F. Murray Abraham) veranstaltet Séancen mit einer Gruppe von Einheimischen, die dem Glauben von Emanuel Swedenborg anhängen, einem Theologen, der über Himmel und Hölle, Engel und den Übergang zwischen Leben und Tod schrieb. Außerdem wird die Theorie von der Geschichte des Hauses von George und Catherine unterstützt, die mithilfe von Fotos, Büchern und Mikrofiches entdeckt wird. (Der Film spielt 1979/1980.) 

Amanda Seyfried als Catherine in "Things Heard & Seen"

"Things Heard & Seen" ist eine intellektuelle Art von Geister-Krimi, obwohl er sich letztlich mehr für den Zustand der Lebenden als für die Toten interessiert. Catherine und George, die zunächst in ihrem fröhlichen, geschäftigen Leben in New York City zu sehen sind, wirken nach außen hin wie ein intelligentes, liebendes Paar. Aber wie so oft in solchen Geschichten gibt es in ihrer Ehe Unruhe und Unzufriedenheit, die deutlich werden, sobald sie wegen Georges neuem Job ins Umland ziehen. Der Film bewegt sich zwischen Geistererzählung und Geheimnissen und Verrat innerhalb einer Ehe

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Catherine hat mit Essstörungen zu kämpfen, zusammen mit ihrer Einsamkeit und dem Verdacht, dass George ihr Dinge verheimlicht. Amanda Seyfried bringt sowohl Catherines Zerbrechlichkeit als auch ihren Mut zum Ausdruck, Norton untergräbt Georges Charme geschickt, während der Film immer düsterer wird.

Gewalt gegen Frauen wird im Laufe des Film zum Hauptthema, obwohl es letztlich zu hastig angegangen wird. Es werden Frauen aus der Vergangenheit vorgestellt, die von ihren Ehemännern gebrochen wurden. Darin liegt eine reiche, trauernde, wütende Beschwörung, aber Springer Berman und Pulcini haben nicht die richtige Grundlage geschaffen, um die komplette Wirkung des Themas entfalten zu können. 

Die meiste Zeit ist der Film ein verworrenes Mysterium, gespickt mit Sex und Horror und einer schlitzohrigen Satire auf die akademische Welt. Die Ambition des Films ist respektabel, faszinierend, aber viel von seinem Potenzial bleibt ungenutzt, hängt in der gut durchdachten Luft. Man ist versucht zu sagen, dass dies eine spannende Miniserie hätte werden sollen, aber Netflix' kürzlich erschienenes "Spuk in Bly Manor" hat leider gezeigt, was passiert, wenn Geistergeschichten zu sehr in die Länge gezogen werden. 

Das eigentliche Problem des Films ist, dass er, wie ein Geist, zwischen den Räumen feststeckt. Er ist eingeklemmt im Grenzraum zwischen Prestige-Horror und etwas, das glatter, schäbiger und befriedigender ist. Die Balance ist gestört, was eine starke Besetzung – Rhea Seehorn ist als Kollegin von George besonders gut – und eine stattliche Ästhetik nicht wettmachen können. "Things Heard & Seen" ist durchaus sehenswert, wird aber in den letzten Minuten vermutlich zumindest einige Leute dazu bringen, aus Frust etwas auf den Bildschirm zu werfen. Nur nicht so, wie es die Filmemacher vielleicht beabsichtigt haben.

Dieser Artikel erschien im Original auf Vanityfair.com.

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