Musik

Amtseinführung des US-Präsidenten: wie Stars die Inauguration immer wieder zu einem Spektakel machen 

Vor der Vereidigung von Joe Biden haben wir einen Blick auf die denkwürdigsten Star-Auftritte in der Geschichte der Amtseinführung geworfen – von Frank Sinatra über Michael Jackson bis hin zu Beyoncé.
Amtseinführung Inauguration Frank Sinatra Lady Gaga Michael Jackson Beyonc
Getty Images

Die Amtseinführung von Joe Biden wird ein Star-Event werden. Lady Gaga und Jennifer Lopez werden heute Nachmittag auf der Bühne in Washington stehen. Anschließend folgt ein Live-Fernsehspektakel mit dem Titel "Celebrating America", bei dem Jon Bon Jovi, Demi Lovato, Justin Timberlake und der (virtuelle) Gastgeber Tom Hanks auftreten werden.

Bevor sämtliche Stars von Elton John bis Céline Dion öffentlich ablehnten, bei Trumps Amtseinführung 2017 aufzutreten, wurde die Teilnahme an einer Amtseinführung nicht als politisches Statement angesehen. Die zentrale Botschaft der traditionellen Zeremonie ist Überparteilichkeit und Einheit, und diese wurde in der Vergangenheit durch viele Berühmtheiten unterstrichen, die an den Feierlichkeiten unabhängig von ihren politischen Überzeugungen teilnahmen. So ist beispielsweise James Brown bei der Amtseinführung von Richard Nixon aufgetreten, obwohl er bei der Wahl 1968 dessen demokratischen Gegner unterstützte. Dem Magazin "Jet" sagte er: "Ich möchte unserem neuen Präsidenten die Chance geben, die Menschen dieser Nation in jeder Hinsicht zusammenzubringen."

Wir haben einen Blick auf einige der denkwürdigsten Auftritte in der Geschichte der Amtseinführung geworfen. 

Franklin D. Roosevelt (1941): Charlie Chaplin und der 19-jährige Mickey Rooney 

Schauspieler Mickey Rooney begrüßt die First Lady Eleanor Roosevelt bei der Antrittsgala ihres Mannes. 

Getty Images 

Streng genommen war es Dolley Madison, die den ersten Ball zur Amtseinführung im Jahr 1809 organisiert hat, aber die Idee einer von Stars begleiteten Show wurde zum ersten Mal mit Roosevelts dritter Amtszeit umgesetzt. Douglas Fairbanks junior führte durch den legendären Abend, der durch die vielen aufstrebenden Stars vor Ort zum Präzedenzfall für alle darauffolgenden Amtseinführungen wurde. 

Der 19-jährige Mickey Rooney spielte auf dem Klavier, bevor er die Menge mit seiner Clark-Gable-Imitation zum Lachen brachte. Irving Berlin performte seinen Song "God Bless America", den Roosevelt während der Wahl 1940 als Wahlkampflied verwendet hatte. Und Charlie Chaplin, der gerade den Höhepunkt seiner Karriere mit der Satire "Der große Diktator" erlebte, hielt die Schlussrede aus diesem Film und sorgte so für einen unvergesslichen Moment. 

Dwight D. Eisenhower (1957): eine Nationalhymne von Marian Anderson

Marian Anderson singt "The Star-Spangled Banner" bei der Vereidigungszeremonie von Dwight Eisenhower.

Getty Images

Marian Anderson, eine weltbekannte Opernsängerin, die für ihre facettenreiche Altstimme berühmt war, wurde wohl zur berühmtesten schwarzen Frau in Amerika, als Eisenhower sie einlud, bei seiner zweiten Amtseinführung aufzutreten. Obwohl sie eine Demokratin mit einer engen Bindung zur NAACP (National Association for the Advancement of Colored People) war, sagte Anderson zu und wurde die erste schwarze Frau, die die Nationalhymne bei einer Amtseinführung sang.

Das war allerdings nicht ihre erste Erfahrung im präsidialen Scheinwerferlicht. Die ehemalige First Lady Eleanor Roosevelt hatte sich mit Anderson angefreundet, nachdem sie die Sängerin zwei Jahrzehnte zuvor zu einem Auftritt im Weißen Haus eingeladen hatte. Nachdem Anderson von den Daughters of the American Revolution aufgrund ihrer Hautfarbe aus einem Konzertsaal verbannt worden war, trat Roosevelt aus Protest aus der Gruppe aus und organisierte 1939 einen Auftritt auf den Stufen des Lincoln Memorial. Anderson sang vor mehr als 75 000 Menschen, darunter auch der zehnjährige Martin Luther King, ihre Interpretation von "My Country, 'Tis of Thee", in der sie das "I" in "We" änderte. 

John F. Kennedy (1961): Frank Sinatras entspannte Feier wird zur legendären Gala.

Gene Kelly beim Ball zur Amtseinführung des gewählten Präsidenten John F. Kennedy. 

Getty Images

Am Abend vor Kennedys Amtseinführung wütete ein schrecklicher Schneesturm in Washington, der einen Stromausfall verursachte und NBC daran hinderte zu senden. Die Stars konnten nicht in ihre Hotels, um in eine festlichere Garderobe zu schlüpfen, und wirkten herrlich entspannt. Sinatra eröffnete das Fest mit "You Make Me Feel So Young", gefolgt von einem irischen Volkstanz von Gene Kelly und einem Ständchen von Nat King Cole und Harry Belafonte. Das Bildmaterial wurde von den Verantwortlichen des Senders als zu dürftig für die Hauptsendezeit erachtet und wurde erst im Jahr 2017 vom PBS unter dem Titel "JFK: The Lost Inaugural Gala" ausgestrahlt. 

Richard M. Nixon (1969): James Brown

James Brown war ein Demokrat, der für den Gegenkandidaten von Richard Nixon gestimmt hatte, als er 1969 bei der Amtseinführung des Präsidenten auftrat. Der Soulsänger unterstützte später Nixon für eine zweite Amtszeit und besuchte den Präsidenten in seinem Büro (wie hier zu sehen ist). 

Getty Images

James Brown sorgte für Aufsehen, als er seine Bürgerrechtshymne "Say It Loud – I'm Black and I'm Proud" anlässlich der Amtseinführung von Nixon performte. Auf der Bühne waren neben dem Godfather of Soul auch Tony Bennett und Connie Francis, Nixon war hingegen nirgends zu sehen. Der Geheimdienst wollte, dass Nixon in New York bleibt, da drei Monate zuvor ein Brown-Konzert in der Armory mit eingeschlagenen Scheiben geendet hatte.

Keiner der Anwesenden schien ihn jedoch besonders zu vermissen. "Jedes Mal, wenn er 'Say It Loud' rief, sprang eine kleine Gruppe schwarzer Menschen von ihren 100-Dollar-Sitzen auf und antwortete: 'Ich bin schwarz und ich bin stolz'", schrieb das "Jet"-Magazin über Browns Auftritt. "Recht bald ließen sich auch ein paar Weiße im überwiegend weißen Publikum von der Brown'schen Musikhysterie mitreißen und riefen ebenfalls, sie seien schwarz und stolz darauf." 

Ronald Reagan (1981): ein dubioser Start 

Gäste bei der Amtseinführung von Ronald Reagan, darunter Ben Vereen (hintere Reihe, Dritter von links), Frank Sinatra, Burt Reynolds und Dean Martin.

Getty Images

Reagan begann seine Präsidentschaft mit einer "All-Star Inaugural Gala" – organisiert von dem frischgebackenen Republikaner Frank Sinatra und mit Auftritten von Bob Hope, Jimmy Stewart, Johnny Carson und vielen anderen alten weißen Männern, die wir nicht alle aufzählen möchten. 

Auch der "Roots"-Star Ben Vereen trat auf, mit einer Hommage an den schwarzen Comedian Bert Williams. Als er "Waiting for the Robert E. Lee" sowie Williams' Ballade "Nobody" performte, zeigte er sich mit schwarz geschminkter Haut – eine umstrittene Aktion, die ihn fast seine Karriere gekostet hätte. Während er den zweiten Song sang, wischte sich Vereen die aufgemalte Farbe vom Gesicht und wollte auf diese Weise auf rassistische Stereotypen aufmerksam machen. "Ich wollte mich für das Wahlrecht für Schwarze einsetzen", sagte Vereen später der Zeitung "The Washington Post". 

Der Sender CBS, der die Gala später ausstrahlte, entschied sich, die zweite Hälfte von Vereens Auftritt wegzulassen, inklusive einleitender Worte, in denen er erklärte, dass Williams und andere afroamerikanische KünstlerInnen seiner Zeit nicht ohne schwarze Gesichtsbemalung auf die Bühne durften. Die Washington Post berichtete, dass Vereens editierter Auftritt viele Beschwerden von ZuschauerInnen auslöste, die sich durch seine Darstellung eines "grinsenden, schlurfenden Stereotyps" beleidigt fühlten.

"Die Kürzungen von Reagan begannen in dieser Nacht", scherzte Vereen. 

Bill Clinton (1993): eine Fleetwood-Mac-Reunion, die fast nicht stattgefunden hätte

Bill Clinton, Michael Jackson, and Stevie Nicks performen "Don't Stop" auf der Gala zu Clintons Amtseinführung. 

Getty Images

Da Bill Clinton "Don't Stop" zu seinem inoffiziellen Wahlkampfthema machte, bat er Fleetwood Mac, das Lied auf seiner Amtseinführung zu spielen. Das Problem war allerdings, dass Fleetwood Mac 1993 keine richtige Band mehr waren. Mick Fleetwood und John McVie waren die einzigen verbliebenen Mitglieder der Band. Als sich Christine McVie aber dafür entschied, auf der Gala aufzutreten, überredete Stevie Nicks auch Lindsey Buckingham, sich für den einen Song wieder zu vereinen, indem sie ihm drohte, nie wieder mit ihm zu sprechen, wenn er ablehnte. 

Obwohl Clintons Berater den neuen Präsidenten anflehten, einen moderneren Musik-Act zu erwägen, wurde die Wiedervereinigung von Fleetwood Mac der Höhepunkt des Abends. Nach Auftritten von Barbra Streisand und Elton John spielte die Band eine fesselnde Interpretation von "Don't Stop" vor einer Gruppe von VIPs, die unterschiedlicher nicht sein konnten, darunter Michael Jackson und Bill Cosby, die gemeinsam mit Bill Clinton sangen, während Luftballons von der Decke fielen. 

George W. Bush (2001): 98 Degrees und Jessica Simpson

Jessica Simpson und Nick Lachey (die zu dieser Zeit zusammen waren) treten bei einer Veranstaltung vor der Amtseinführung von George W. Bush auf. 

Getty Images

George W. Bush konnte selbst nach einer bekanntermaßen kontroversen Wahl ein beeindruckendes Line-up für seine Amtseinführungsfeier mit dem Namen "Inaugural Concert Celebrating America's Youth" gewinnen. Es ist so gut wie unmöglich, Filmmaterial von der Übertragung zu finden, aber Berichte lassen das Ereignis wie einen Fiebertraum erscheinen, das so nur im Jahr 2001 hat stattfinden können. 

Zu den Gästen gehörten unter anderem das Kind aus "Jerry Maguire", Rachel Campos aus "Real World: San Francisco" und der Außenminister Colin Powell. Die Boygroup 98 Degrees trat auf besonderen Wunsch der Bush-Töchter auf, gefolgt von Destiny's Child, die im Wechsel "Jumpin', Jumpin'" sangen und "I wanna hear you say Bush!" riefen. Jessica Simpson beendete die Show mit einer abgewandelten Version von "I Think I'm in Love With You", wobei sie im Refrain "Boy" durch "George" ersetzte. ("George, I think I'm in love with you! I'll be doing silly things when I get next to you.")

Barack Obama (2009): die größten Stars vereint 

Beyoncé singt "At Last" für den ersten Tanz der Obamas auf dem Ball zur Amtseinführungl im Jahr 2009.

Getty Images

Es wäre ehrlich gesagt einfacher, die Prominenten aufzuzählen, die nicht an Obamas Amtseinführung 2009 teilgenommen haben. Die gesamte Unterhaltungsindustrie kam zusammen, um seinen historischen Sieg zu feiern. Zu den Gästen und InterpretInnen gehörten Bruce Springsteen, U2, Stevie Wonder, Tom Hanks, Aretha Franklin, Sheryl Crow, John Legend, Usher, Mary J. Blige, Queen Latifah, Shakira, Garth Brooks und natürlich Beyoncé (Michelle Obama hat gesagt, wenn sie jemand anderes als sie selbst sein könnte, würde sie gern Beyoncé sein). Die enge Beziehung der Sängerin zu den Obamas zeigte sich, als sie das Lied "At Last" für den ersten Tanz des Paares sang (was Etta James allerdings nicht gefiel). 

Beyoncé kehrte 2013 auf die Bühne der Amtseinführung zurück, um die Nationalhymne bei Obamas zweiter Vereidigung zu singen, woraufhin eine kleine Kontroverse ausbrach, als bekannt wurde, dass während ihrer Performance aufgrund mangelnder Vorbereitungszeit mit der Marine-Corps-Band ein Playback lief. Bei einer Pressekonferenz für ihre Super-Bowl-Halbzeitshow in der darauffolgenden Woche sprach Beyoncé die Angelegenheit an, indem sie hinausging und die Gruppe von JournalistInnen aufforderte, für die Nationalhymne aufzustehen. Nachdem sie eine perfekte – und zu 100 Prozent live gesungene – Version von "The Star-Spangled Banner" gesungen hatte, fragte Beyoncé lachend: "Irgendwelche Fragen?"