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Immobilien Veranda vor dem Haus

So erfüllen Sie sich den Traum vom „kleinen Luxus“ für Ihr Eigenheim

Eine Veranda im bayerischen Oberammergau. Haushersteller, manche Tischler und Spezialanbieter beobachten wachsendes Interesse Eine Veranda im bayerischen Oberammergau. Haushersteller, manche Tischler und Spezialanbieter beobachten wachsendes Interesse
Eine Veranda im bayerischen Oberammergau. Haushersteller, manche Tischler und Spezialanbieter beobachten wachsendes Interesse
Quelle: Getty Images/Westend61
Viele Immobilien in Deutschland besitzen eine Terrasse oder einen größeren Balkon. Eine Veranda vorm Haus ist hierzulande bisher selten. Doch das ändert sich gerade. Denn die kleinen Bauten haben etliche Vorteile. WELT erklärt, was Bauherren wissen müssen.

Die klassische Veranda aus Holz mit verzierten Stützen und weiß gestrichenem Geländer hat sich hierzulande vor allem ins cineastische Gedächtnis eingebrannt. Unvergessen etwa die Szenen, in denen Clint Eastwood in „Gran Torino“ mürrisch und Flaschenbier trinkend von seiner Veranda aus auf die Straße blickt. Kein Western ohne flache Dialoge oder wenigstens eine Schießerei auf einer Veranda, keine Südstaatenszenen ohne den typischen Anblick des häufig leicht erhöhten Vorbaus.

In den USA, Australien, teilweise auch in Schweden gehört die Veranda ganz selbstverständlich zum Stadtmobiliar. Hierzulande dagegen ist die baulich und technisch eigentlich ganz praktische Hauserweiterung nur selten anzutreffen. Doch das scheint sich zu ändern. Haushersteller, manche Tischler und Spezialanbieter beobachten wachsendes Interesse am „kleinen Luxus“ für das Eigenheim.

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Vielleicht liegt es an sich ändernden Wetterbedingungen oder daran, dass gerade neu gebaute Eigenheime häufiger an verkehrsberuhigten Straßen liegen, oder am Ikea-Effekt, der zunehmenden Skandinavisierung gerade bei Fertighauskonzepten. Doch ganz gleich aus welchem Grund: Auch in Deutschland könnten wir in den nächsten Jahren häufiger die schützenden Anbauten finden.

Bauhistorisch nachgewiesen ist es nicht, aber manche sagen, dass die Veranda ihren Ursprung in Australien hat. Sie wurde dort Mitte des 19. Jahrhunderts oft an die Häuser im Kolonialstil, Victorian Filigree genannt, angebaut. Verziert mit schmiedeeisernen Ziergittern, gusseisernen Spitzen oder Holzlaubsägearbeiten, werten sie das Haus auch gestalterisch auf und bieten einen Blickfang.

Weniger Privatsphäre als auf einer Terrasse

Dass die Veranda in ländlichen und entweder besonders heißen oder feuchten Regionen ihre Verbreitung fand, ist plausibel. Sie bietet Besuchern, die vor der Tür warten, Schutz vor Sonne oder schlechtem Wetter, und die Bewohner des Hauses können sie für beschauliche Pausen nutzen – Aussicht und frische Luft inklusive.

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Im Unterschied zum Wintergarten, der meist an die Rückseite eines Hauses angebaut wird, umgibt die Veranda immer den Eingangsbereich an der Vorderseite des Hauses. Am ehesten ist sie insofern verwandt mit dem Portikus der römischen Architektur.

Auf der Veranda hat man nicht die Privatsphäre, die eine Terrasse bietet. Vielleicht auch deshalb passte sie bisher nicht zum Lebensgefühl deutscher Eigenheimsiedlungen.

Lediglich manche ältere Dorfhäuser in Deutschland verfügen über eine Veranda, entweder offen oder geschlossen. Im Dorf Brodowin in Brandenburg beispielsweise haben die alten Dorfhäuser am Dorfanger fast alle eine Veranda. Die neuen Häuser fügen sich in diese Tradition ein und wurden ebenfalls mit einer Veranda versehen.

Oliver Al-Hashimy-Kaesebier beobachtet, dass moderne Bauherren die Vorzüge des Anbaus entdecken. Er hat eine Tischlerei in Hamburg und ist Veranda-Spezialist. „Leute, die auf der Suche nach jemandem sind, der eine Veranda baut, schauen oft auf Google und finden dann mein Foto einer weiß gestrichenen hölzernen Veranda im schwedischen Stil“, erzählt er.

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Sie ist einem Backsteinhaus mit Satteldach vorgebaut, wie es in der Umgebung von Hamburg oft zu finden ist. Statt einer normalen Haustreppe, die zum Eingang führt, baute Al-Hashimy-Kaesebier hier eine Art Podest, zu dem Stufen von zwei Richtungen hinaufführen.

Hinter einer Balustrade ist Platz für eine Bank, auf der sich die Hausherren ausruhen können und den Vorgarten überblicken. Das Dach der Veranda ist genau in Traufhöhe. Eine Regenrinne kann hier eingebaut werden, muss aber nicht.

Was Bauherren wissen sollten: Eine Baugenehmigung für eine Veranda ist zwar nicht in jedem Bundesland Pflicht. Sie kann es aber sein, und das ist auch abhängig von der Größe der Veranda, oder auch davon, ob sie offen oder geschlossen ist.

Eine geschlossene Bauweise mit einfachen Fenstern könnte vom zuständigen Bauamt als bauliche Erweiterung angesehen werden. Das kann ins Geld gehen – oder im Nachhinein sogar untersagt werden. Deshalb: lieber vorher informieren.

Fragt man Al-Hashimy-Kaesebier nach den Kosten, bekommt man eher ausweichende Antworten. Die Anbauten seien sehr individuell, sagt er. Generell lägen die Kosten etwa zwischen 10.000 Euro und 50.000 Euro.

Die Veranda muss stabil verankert sein

Al-Hashimy-Kaesebier legt Wert darauf, kein Tropenholz beim Verandabau zu verarbeiten. „Stattdessen verwenden wir bevorzugt heimische Hölzer wie Lärche oder Robinie. Besonders die Robinie ist sehr robust und lange haltbar“, so Al-Hashimy-Kaesebier. Auch Thermoholz oder WPC, also Wood-Plastic-Composites, können als witterungsbeständiger Bodenbelag eingesetzt werden.

Generell kommt die Holz-Veranda auch ohne besondere Pflege aus, sagt der Veranda-Spezialist. 30 Jahre, so Al-Hashimy-Kaesebier, halte eine hölzerne Veranda auf jeden Fall. „Meist sogar ein Leben lang.“ Das überstehende Dach schützt die Konstruktion, und das Holz übersteht deshalb längere Zeiträume als eine offen verlegte Terrasse im Garten.

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Für den Bau werden vor dem Bereich der Hauseingangstür Punktfundamente aus Beton in den Boden gegossen. Der eigentliche Veranda-Anbau wird dann mit dicken Schrauben mit der Hauswand verbunden. Eigentlich eine einfache Sache. „Durch starke Winde entsteht durch das Vordach eine Angriffsfläche, und deshalb ist hier eine stabile Verankerung vonnöten“, sagt der Tischler.

Wer Geld sparen möchte, kann auch auf einen Fertigbausatz zurückgreifen. Die Firma Skan Holz bietet ein Vordach aus unbehandeltem Nadelholz an, das auf massiven Holzpfeilern ruht. Mit einer Größe von 2,4 Meter mal 1,5 Metern ist es relativ klein und vom Design her sehr einfach gehalten, kostet dafür aber nur rund 1500 Euro, inklusive Montage.

Wer den rustikalen Stil mag und ein Haus auf dem Dorf sein Eigen nennt, kann die Veranda auch mit Naturholzstämmen bauen. Die knorrigen Stämme geben dem Eingangsbereich dann das Flair einer kanadischen Blockhütte – dies passt allerdings nur zu wenigen Haustypen in Deutschland.

Fertighausanbieter nehmen den Trend auf

Nicht für jedermann ist auch die nachhaltige Variante der Veranda, aus Recyclingteilen gebaut. Liebhaber zeigen Beispiele aus alten Holztüren, Holzfenstern und anderen Teilen auf Social-Media-Plattformen. Für diesen Shabby Chic ist allerdings die Hilfe eines Fachmanns nötig.

Auch Fertighausanbieter haben sich auf die verstärkte Nachfrage eingestellt. Die Firma Schwörer Haus aus Hohenheim-Oberstetten baut von ortsansässigen Architekten geplante Häuser. „Die Veranda bieten wir bei unserem Country-Haus an“, sagt Carola Kochner von Schwörer Haus.

Diese „Country“-Version erinnert am ehesten an die filmischen Vorbilder. Die Vorderterrasse beansprucht fast die gesamte Länge der Eingangsfront. Wahlweise gibt es sie auch mit einer Treppe und klassischem Holzgeländer. Noch weiter geht der Anbieter „Bostonhaus“. Der liefert gleich komplette Häuser in US-Optik.

Gerade Firmen, die Holzbauten erstellen, bieten meist eine Veranda mit an. Es gibt Varianten, bei denen die Konstruktion sogar ganz um das Haus herumläuft. Das braucht Platz, aber so lässt sich von der Morgensonne bis zur Abendsonne jeder Moment mit Frischluft genießen.

Und dabei kommt ein weiterer Vorteil zum Tragen: Der Anbau schützt vor unangenehmen Wetterlagen. Wind und Kälte werden abgehalten, im Sommer wiederum die Sonneneinstrahlung.

Ist der Frischluft-Vorraum erst einmal da, fallen einem auch pfiffige Dekorations-Ideen ein. An den Querbalken unter der Decke lässt sich einiges anhängen, etwa eine Hollywood-Schaukel. Mit weichen Kissen dekoriert, lässt sich wohl kaum ein besserer Ort für einen Sundowner vor dem Eigenheim denken. Oder man macht es wie Clint Eastwood und stellt ein paar verwitterte Schaukelstühle auf, die Nachbarn immer gut im Blick.

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