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Union-Sieg von Fan-Ausschreitungen überschattet, Freiburg siegt auch ohne Streich

Europa League Ð Group D - Malmo FF v 1. FC Union Berlin Europa League Ð Group D - Malmo FF v 1. FC Union Berlin
Polizisten verhaften einen Fan, nachdem Feuerwerkskörper geworfen wurden
Quelle: via REUTERS
Der Blick aufs Ergebnis könnte so schön sein. Fans sorgen aber fast für einen Abbruch der Partie des 1. FC Union in Malmö. Union-Chef Zingler ist „stinksauer“. Coach Fischer fehlen die Worte. Trainer Christian Streich muss vor dem Fernseher zuschauen, wie sein SC Freiburg den nächsten Sieg holt.

Nach dem Sieg im Beinahe-Abbruchspiel klatschte Urs Fischer seine Spieler ohne Überschwang ab, im Block der Fans des 1. FC Union Berlin wehten friedlich die rot-weißen Fahnen. Kurz zuvor war die Stimmung noch eine ganz andere gewesen. Überschattet von Fan-Ausschreitungen hat der Bundesliga-Tabellenführer aus der Hauptstadt seinen Europa-League-Fluch beendet. „Feuerwerk auf Menschen zu zielen, auf Menschen zu richten, das geht einfach zu weit. Das ist das Schlimme: Es geht nicht mehr um den Sport, um Fußball“, betonte Fischer: „Dass eine Minderheit es einfach immer wieder hinbekommt, dass man nicht übers Spiel spricht. Da fehlen mir die Worte. Das finde ich beschämend.“

Die Gefühlslage sei zwiegespalten, betonte auch Präsident Dirk Zinkler. „Das ist ein getrübter Sieg. Es ist nicht zu akzeptieren. Nichts und niemand hat etwas auf dem Rasen oder in anderen Blöcken zu tun. Das ärgert mich total. Kennen wir nicht, machen wir nicht und hier machen wir es plötzlich. Da bin ich stinksauer drüber“, sagte er bei bei RTL+.

Dass die Unioner mit dem ersten Tor im Wettbewerb durch Sheraldo Becker (68. Minute) am Donnerstag 1:0 (0:0) beim punktlosen schwedischen Rekordmeister Malmö FF den ersten Sieg in dem Wettbewerb schafften, wurde zur Nebensache. Auch, dass sich die Mannschaft des rechtzeitig wieder negativ auf das Coronavirus getesteten und nachgereisten Urs Fischer nach zuvor zwei 0:1-Niederlagen die Chancen aufs Weiterkommen in der Gruppe D wahrte. Das Geschehen auf den Rängen sorgte für Gesprächsstoff – und es wird ein Nachspiel haben. Erst kürzlich hatten Fans des 1. FC Köln und von Eintracht Frankfurt in ihren Europacupspielen für massive Negativschlagzeilen gesorgt.

„Wir verändern nur etwas, wenn wir tatsächlich die Schuldigen finden“, betonte Zingler. Er werde jetzt nicht anfangen, die rund 1200 mitgereisten Fans zu verurteilen. Zingler spielte auch darauf an, dass Malmö-Fans sich Leute aus der Hauptstadt eingeladen hätten – die Freundschaft unter Hertha und FF-Anhängern ist bekannt. Gleichzeitig hätten Union-Fans sich Leute „vom Dorf“ eingeladen. Näher ging er auf diese Aussagen nicht ein. Sorgen, dass es beim Rückspiel am kommenden Donnerstag wieder zu Problemen kommen könnte im dann sicher ausverkauften Stadion An der Alten Försterei, hat Zingler nicht. „Ich glaube, dass wir mit so Lagen besser umgehen können“, betonte der 58-Jährige.

Er wolle Gastgeber Malmö auch „gar keinen Vorwurf machen“. Es habe ihm aber nicht gefallen, dass man unheimlich viel Freiraum gehabt habe und sich hätte bewegen können, wie man wollte. Sie seien aber gut vorbereitet auf das Rückspiel.

Vor Ort blieb aber zunächst unklar, von wem die Pyros und Feuerwerkskörper überhaupt gezündet und geworfen wurden. „Beide Lager haben Pyrotechnik aufs Feld geworfen“, hieß es vonseiten der Unioner, dessen Kommunikationschef nach den internationalen Durchsagen vor der Fortsetzung der Partie auch noch mal auf die Köpenicker Anhänger einredete. Fernsehbilder zeigten auch, dass Sicherheitskräfte Fans von den Rängen brachten, die nicht im Block der Union-Anhänger standen. 

Klar war, dass Schiedsrichter Halil Umut Meler aus der Türkei nach der Unterbrechung in der 57. Minuten nur unter Bewährung wieder anpfiff. Sollten erneut Gegenstände von den Rängen in den Innenraum geworfen werden, würde die Partie sofort abgebrochen, hieß es. Entsprechend gestikulierte Becker, als nach seinem umjubelten Tor auf den Rängen erneut eine Leuchtfackel brannte. 

Dass die Unioner in der Situation durch Becker in der 68. Minute treffen würden, hatten wohl nicht mehr viele vermutet. Die Gäste hatten kurz vor der Pause einen Dämpfer einstecken müssen, als Andras Schäfer die Rote Karte gesehen hatte. Die komplette Unioner Mannschaft hatte sich in der Hälfte der Schweden eingefunden, dann verstolperte Schäfer den Ball, spielte ihn unfreiwillig mit der Hacke Richtung eigenes Tor. Malmös Kapitän Anders Christiansen sprintete dazwischen, Schäfer hielt ihn am Trikot und Christiansen fiel. Der Schiedsrichter zeigte die Rote Karte: Schäfer hatte als letzter Mann klar eine Torchance vereitelt.

Freiburg siegt auch ohne Streich

Angeführt von einem tanzenden Vincenzo Grifo ließen sich die Spieler des SC Freiburg für den nächsten Sieg in der Europa League feiern. Die Fans wollten die Profis nach dem 2:0 (0:0) gegen den FC Nantes am Donnerstagabend gar nicht mehr gehen lassen. Ein Zustand, an den sich die Freiburger nach inzwischen neun Spielen ohne Niederlage schon fast gewöhnt haben. Obwohl sie diesmal auf ihren positiv auf Corona getesteten Cheftrainer Christian Streich hatten verzichten müssen.

SC Freiburg - FC Nantes
Freiburgs Vincenzo Grifo (l) und Daniel-Kofi Kyereh jubeln nach dem Tor zum 2:0
Quelle: dpa/Marijan Murat
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„Gerade mit dem Wegsein des Trainers waren wir motiviert, es uns selbst einfach zu zeigen, dass wir es auch ohne den Trainer schaffen, dass wir stark genug sind. Ich glaube, wir haben über 90 Minuten ein sehr gutes und stabiles Spiel gemacht und verdient gewonnen“, sagte Mittelfeldspieler Nicolas Höfler. 

Etwas überschattet wurde der dritte Sieg im dritten Spiel von der verletzungsbedingten Auswechslung von Torjäger Michael Gregoritsch. Aber auch ohne den Nationalspieler Österreichs dominierte der Tabellenzweite der Fußball-Bundesliga vor 33.200 Zuschauern die Partie. Kyereh, der vor fünf Tagen sein erstes Pflichtspieltor für die Breisgauer erzielt hatte, knüpfte an die gegen Mainz (2:1) gezeigte Leistung an und traf erneut (48.). Den Endstand erzielte Vincenzo Grifo (73.). 

Ihre Chancen aufs Weiterkommen haben die Freiburger mit jetzt neun Punkten in der Gruppe G weiter verbessert. Nantes hat vor dem Wiedersehen in Frankreich am kommenden Donnerstag (18.45 Uhr) drei Zähler auf dem Konto. „Wir sind froh, dass wir aus drei Spielen neun Punkte geholt haben, dass wir so eine gute Ausgangslage haben“, sagte Höfler.

Vor dem heimischen Fernseher sah Streich eine Freiburger Mannschaft, die das Spiel kontrollierte. Allein im ersten Durchgang hatten die Breisgauer fast 60 Prozent Ballbesitz, nur die Durchschlagskraft fehlte zunächst. Die beste Chance hatte Kyereh nach gut einer halben Stunde, seinen abgefälschten Schuss konnte der französische Torhüter aber noch zur Ecke abwehren.

Der am Mittwoch positiv auf Corona getestete Streich wurde an der Seitenlinie von Co-Trainer Patrick Baier vertreten, auch Verbindungstrainer Julian Schuster saß auf der Bank. Die Grundlage der bislang erneut so starken Freiburger Saison wurde auch ohne den Chefcoach deutlich: die Eingespieltheit. Zum fünften Mal nacheinander setzte Freiburg auf exakt die gleiche Startelf. 

Allerdings musste Torjäger Gregoritsch schon nach 20 Minuten verletzt runter, für ihn kam Nils Petersen ins Spiel. Auch mit dem Sturm-Routinier bemühten sich die Gastgeber und dominierten das Spiel gegen tief stehende Franzosen. Lange fehlte jedoch der letzte Pass – bis Kyereh zuschlug. Nach einem Fehler der Gäste legte Ritsu Doan quer auf den 26-Jährigen, der aus kurzer Distanz die Führung erzielte. Sein erstes Europa-League-Tor feierte Kyereh mit einem Rückwärtssalto.

Große Mühe hatten die Breisgauer mit dem schwachen Gegner über die gesamte Spielzeit nicht. Der Tabellen-16. der französischen Liga brachte offensiv kaum etwas zustande, und in der Abwehr standen die Gäste alles andere als sicher. So hatte Grifo vor seinem Treffer extrem viel Zeit und Platz, um den Ball ganz in Ruhe ins rechte untere Ecke zu schlenzen. Petersen (79.) hätte fast sogar noch das 3:0 erzielt, erneut wehrte der Torwart ab.

dpa/mre

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