SpecialUkraine-Krieg
  1. Nachrichten
  2. Politik
  3. Ausland
  4. Ukraine-Krise
  5. „Der Winter wird mehr Russen töten, als die Ukraine es je könnte“

Soldaten erfrieren in Schützengräben: „Der Winter wird mehr Russen töten, als die Ukraine es je könnte“
  • Kommentare
  • E-Mail
  • Teilen
  • Mehr
  • Twitter
  • Drucken
  • Fehler melden
    Sie haben einen Fehler gefunden?
    Bitte markieren Sie die entsprechenden Wörter im Text. Mit nur zwei Klicks melden Sie den Fehler der Redaktion.
    In der Pflanze steckt keine Gentechnik
    Aber keine Sorge: Gentechnish verändert sind die
glomex Schlacht um Bachmut nimmt apokalyptische Züge an

In der Ukraine wird es immer kälter. Bereits jetzt erfrieren russische Soldaten in Schützengräben. Für die russischen Truppen könnte der Winterkrieg besonders brutal werden. Denn es mangelt an Kleidung, Disziplin und Nachschub. Die Kälte könnte mehr Russen töten als die Waffen der Ukrainer, vermutet ein Militärexperte.

Die Winter in der Ukraine beginnen nass und kalt und werden dann immer kälter und trockener. In der Ostukraine kämpfen sich die Truppen derzeit durch den Schlamm. Panzerfahrzeuge bleiben stecken, Schützengräben werden durchnässt. Nachts sinken die Temperaturen auf null Grad Celsius. Bei bis zu minus acht Grad liegen die Durchschnittstemperaturen in Charkiw im Februar. Bereits jetzt erfrieren die ersten Soldaten. Im Winter entscheidet weniger die militärische Strategie, sondern eher die Gesundheit der Soldaten und die Langlebigkeit der Ausrüstung.

"Hohe Todesrate durch Unterkühlung und Krankheiten"

Drohnenaufnahmen der letzten Wochen zeigen unterkühlte Russen, die bei Angriffen kaum noch reagierten oder die Flucht ergriffen. Sie zuckten kaum zusammen, als eine Bombe in ihrer Kampfstellung in Bachmut explodierte. Die Aufnahmen deuten daraufhin, dass bereits jetzt zahlreiche Soldaten an der Kälte gestorben sind, schreibt das US-Magazin " Forbes ". Wie viele, ist unklar. Doch einiges deutet darauf hin, dass der Winter besonders für die Russen brutal wird.

„Der Winter wird mehr Russen töten, als die Ukraine es je könnte“, prophezeite bereits der Ex-Soldat und Militärexperte Thomas Theiner. "Es sind Zustände wie im Ersten Weltkrieg", so die Einschätzung des Militärexperten Gustav Gressel vom European Council on Foreign Relations (ECFR). Wenn sich die Russen nicht aufwärmen können, droht eine "hohe Todesrate durch Unterkühlung und Krankheiten“, so Jack Watling vom britischen Militär-Thinktank Royal United Services Institute.

 

Die besseren Bedingungen in in diesem Winter haben die Ukrainer, dabei sind sich führende Militärexperten und -analysten einig. Sobald der Boden gefriert, wollen sie ihre Gegenoffensive fortsetzen. Mehrere Faktoren sind dabei entscheidend.

"Es wird ein langer, kalter, dunkler Winter werden, vor allem für Russland."

- Verteidigungsexpertin Brynn Tannehill

Ohne winterfeste Kleidung in den Krieg

„Damit ein Soldat in der Kälte überlebt, braucht er Disziplin, man braucht Anführer, die ihre Soldaten zwingen, den Zustand ihrer Socken zu überprüfen, Kleidung trocken zu halten und alles zu tun, um nicht krank zu werden", erklärt der renommierte britische Militärstratege Lawrence Freedman. Auch der "Forbes"-Analyst David Axe führt aus, dass Soldaten an kalten Tagen doppelt so viel essen sollten, um bei Kräften zu bleiben. "Und man muss die Soldaten regelmäßig ablösen, damit nicht immer dieselben in der Kälte frieren", ergänzt Ben Hodges, ehemaliger Oberkommandierender der US-Armee in Europa.

Doch an dieser Disziplin, dieser starken Führung, und den nötigen Ressourcen mangelte es den Russen bereits in den warmen Monaten. Im Winter wird sich die Lage für die Truppen drastisch verschlechtern, so die Experten. "Die Ukrainer können all das bereitstellen, aber die Russen verfügen nicht über ausreichend Logistik, um das zu tun", sagt Hodges. Die US-Verteidigungsexpertin Brynne Tannehill ergänzt: "Es wird ein langer, kalter, dunkler Winter werden, vor allem für Russland."

Ein Soldat patrouilliert in der Ukraine.
Foto: dpa Ein Soldat patrouilliert in der Ukraine.
 

Bereits ist jetzt in Berichten von Russen zu lesen, die ohne winterfeste Kleidung in den Krieg geschickt werden, teils sogar ohne Verpflegung. Die beschaffte Kleidung für den Winter wurde auf dem Schwarzmarkt verkauft, so Militäexperte Gressel, und die Soldaten oft nur mit alten Uniformen in schlechter Qualität ausgestattet. Andererseits haben einige russische Kämpfer und die Söldner der Wagner-Gruppe meist gut ausgerüstete Kleidung, oft von westlichen Firmen, so Gressel. Diese große Ungleichheit verschlechtere die Moral unter den russischen Soldaten noch zusätzlich.

Die Gefahr der Grabenfüße

Aufnahmen aus dem Kriegsgebiet zeigen ausgehungerte russische Wehrpflichtige, die ohne Handschuhe und das richtige Schuhwerk in Schützengräben liegen. Manche von ihnen bekommen sogenannte Grabenfüße, unter denen schon Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg litten. Die Infektion entsteht wenn Füße mehrere Tage lang in feuchten Socken und Stiefeln stecken. Die Truppen bestehen teilweise aus unerfahrenen und unausgebildeten jungen Männern, deren Offiziere oftmals nicht an der Front, sondern in Kommandozentralen sitzen, mehrere Kilometer entfernt. Die wenigsten von ihnen wissen, wie sie gegen die Kälte ankämpfen müssen und was zu tun ist, wenn Panzer im Schlamm stecken bleiben.

Andererseits sind in der Ukraine auch einige Rekruten aus Regionen wie Nordsibirien im Einsatz, die wissen: Eine Unterkühlung setzt schnell ein, wenn Menschen nass in der nächtlichen Kälte ausharren. Selbst eine leichte Unterkühlung kann Reflexe enorm verringern und zu einem Verlust der motorischen Fähigkeiten führen. Doch im Verlauf des Krieges hat sich schon mehrfach gezeigt, dass Kenntnisse, die kriegserfahrene Russen haben müssten, in der Praxis nicht angewendet wurden.

Auch die Ausrüstung steht im Winter unter einer besonderen Belastungsprobe. „Es wird schwieriger, Gerät zu warten und zu bedienen. Der Treibstoffverbrauch steigt, um Generatoren am Laufen zu halten. Minen könnten unter dem Schnee verborgen sein. Und Massen an weißer Farbe werden benötigt, um Fahrzeuge zu tarnen“, so der renommierte britische Militärstratege Lawrence Freedman.

"Es wird sich in der Bevölkerung herumsprechen, dass Menschen erfroren sind"

Auch fehlt den Russen vielerorts warmes Essen, Heizmaterial und warmes Schlafequipment. Doch der Nachschub stellt die russischen Truppen vor neue Herausforderungen. Denn zwischen Russland und der ukrainischen Südfront gibt es seit dem Angriff auf die Kertsch-Brücke keine funktionierende Bahnverbindung mehr. Um Nachschub, funktionierende Logistik und effektivere Artillerie muss sich die Ukraine deutlich weniger Sorgen machen. So haben Finnland und Schweden kürzlich erst neue Winterpakete für die Truppen angekündigt, auch andere Länder dürften sich dem anschließen. Auch Munition und Artillerie bekommen sie weiterhin nachgeliefert.

Tannehill sieht den Winter auch als großes Hindernis, um weitere Russen für eine neue Offensive zu mobilisieren. "Die russischen Verluste während des Winters werden brutal sein, und eine zweite Mobilisierungswelle im Januar wird sehr unpopulär sein und gleichzeitig den Arbeitskräftemangel in Russland verschärfen. Es wird sich in der Bevölkerung herumsprechen, dass Menschen erfroren sind", schreibt sie auf Twitter.

Mehr aktuelle Nachrichten

Bei der bundesweiten Großrazzia wurden insgesamt 25 Menschen aus der Reichsbürgerszene festgenommen. Unter ihnen auch der Adel: Heinrich XIII. Prinz Reuß ist seit langem als Reichsbürger bekannt und sollte Staatsoberhaupt werden.

Das erste Weihnachten ohne große Corona-Maßnahmen. Viele reisen diesmal nach langer Zeit wieder zur Familie oder zu Freunden. Wer sparen will, sollte jetzt schnell ein Bahn-Ticket buchen, denn die Fahrpreise steigen. FOCUS online sagt Ihnen, wie viel Geld Sie im Schnitt sparen können.

Scholz lobt sich nach einem Jahr Kanzlerschaft selbst

FOCUS online/Wochit Scholz lobt sich nach einem Jahr Kanzlerschaft selbst
al
Zum Thema
Nur eine konnte im ersten Krisenjahr der Ampel gewinnen

Politischer Ausnahmezustand

Nur eine konnte im ersten Krisenjahr der Ampel gewinnen

Bundestag spricht über Vereinbarkeit von Familie und Beruf - um 23.30 Uhr

„Gewisse Satirequalität“

Bundestag spricht über Vereinbarkeit von Familie und Beruf - um 23.30 Uhr

Ex-Siemens-Chef rechnet mit weiteren Katar-Investments in Deutschland

Joe Kaeser

Ex-Siemens-Chef rechnet mit weiteren Katar-Investments in Deutschland

Kommentare
Teilen Sie Ihre Meinung
Melden Sie sich an und diskutieren Sie mit.
Teilen Sie Ihre Meinung
Sie waren einige Zeit inaktiv, Ihr zuletzt gelesener Artikel wurde hier für Sie gemerkt.
Zurück zum Artikel Zur Startseite
Lesen Sie auch